Datum: 23. Februar 2025 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Römer 13,1-3; Matthäus 5,13

Gott schuf die Erde und ihm war daran gelegen auf der Erde eine Ordnung herzustellen. Diese hat ihre Wurzel in der himmlischen Ordnung. Dabei ist der springende Punkt, dass Gott der König ist! Daher hatte Israel lange Zeit keinen König. Doch zunehmend verabschiedete sich das Volk von der Theokratie und wünschte sich eine Monarchie. Egal in welcher Regierungsform wir leben, sollen wir uns ihr unterordnen. Jesus Nachfolger sind nicht dazu aufgerufen Dinge zu kritisieren, sondern als Salz der Welt zu leben. Das Problem der Welt ist nicht die Korruption, Machtbesessenheit, Ungerechtigkeit oder Unterdrückung, welche vom Staat ausgehen kann. Sondern das Problem der Welt ist, dass die Jesusnachfolger als Salz der Welt, nicht mehr salzen.


Weshalb ist es wichtig, dass es eine Ordnung, einen Staat gibt? Und wie soll ich mich als Jesusnachfolger darin verhalten? Heute liegt der Schwerpunkt darauf, dass jedes Staatswesen schlussendlich auf Gott zurückgeht. Also gewissermassen von Gottes Gnaden her besteht.

Ordnung nach himmlischem Vorbild!

Der Ursprung der gesamten Thematik liegt in der Geschöpflichkeit aller Dinge. Alles wurde von Gott geschaffen und so ist auch die Schöpfung der Massstab für alles. Momentan höre ich, vor allem wenn ich zweimal die Woche im Fitness bin, christliche Vorträge oder Predigten. Aktuell sehr häufig die Lectio Continua von Professor Benjamin Kilchör. In mittlerweile über 100 Folgen geht er Vers für Vers dem Alten Testament nach. Mittlerweile ist er bei Kapitel 12 angekommen. Soweit bin ich noch nicht, was mir aber auffällt, dass es nichts neues unter der Sonne gibt. Es gibt Zusammenhänge vom Alten Testament, über die Evangelien, die Briefe bis hin zur Offenbarung. Damit wir die Welt verstehen können, ist es wichtig sich mit den Anfängen auseinanderzusetzen. Heute wollen wir dies anhand der Schöpfung und dem Auftrag des Menschen tun. «Da sprach Gott: ‘Wir wollen Menschen schaffen nach unserem Bild, die uns ähnlich sind. Sie sollen über die Fische im Meer, die Vögel am Himmel, über alles Vieh, die wilden Tiere und über alle Kriechtiere herrschen.’ So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie und gab ihnen den Auftrag: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz. Herrscht über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und über alle Tiere auf der Erde’» (1. Mose 1,26-28 NLB). Worauf beziehen sich die Hervorhebungen? Es gibt einige Diskussionen. Gewisse beziehen es auf einen «Pluralis Majestatis» - darauf, dass Gott von sich in der dritten Person spricht. Andere deuten es darauf, dass Gott hier zu einer Gruppe von Menschen spricht. Doch zu wem? Hier gibt es insb. zwei Möglichkeiten. Einerseits, dass es innertrinitarisch ist. Gott spricht hier zu sich selbst, Jesus Christus und dem Heiligen Geist. Andererseits und viel plausibler ist es, dass Gott zu einem himmlischen Thronrat oder Hofstaat spricht. Also das Gott zur Bevölkerung der himmlischen Welt spricht. Hierfür gibt es einige Belege im Alten Testament. «Da fuhr Micha fort: Höre also, was der HERR spricht! Ich sah den HERRN auf seinem Thron sitzen, rechts und links umgeben von den himmlischen Heerscharen» (1. Könige 22,19 NLB). Ein weiteres Beispiel ist auch die Berufung des Propheten Jesaja: «In dem Jahr, als König Usija starb, sah ich den Herrn. Er sass auf einem hohen Thron und war erhöht und der Saum seines Gewandes füllte den Tempel. Über ihm schwebten Serafim mit sechs Flügeln. […] Dann hörte ich den Herrn fragen: ‘Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?’ Und ich sagte: ‘Hier bin ich, sende mich’» (Jesaja 6,1-2. 8 NLB).

Zusammenfassend lässt sich aus 1. Mose 1,26-28 folgendes festhalten. Nämlich, dass es einen Thronrat der himmlischen Wesen gibt. Die Menschen wiederum wurden geschaffen, um einen irdischen Thronrat zu bilden. Dies allein sagt aber noch nichts über die Staatsform aus. Weiter wurde der Mensch als Ebenbild Gottes erschaffen, so wie auch die himmlischen Wesen Ebenbilder Gottes sind. Die Ebenbildlichkeit beinhaltet die Aufgabe, welche auch die Wesen im Himmel haben: Sie sollen die Herrschaft und Herrlichkeit Gottes repräsentieren! Dieser letzte Punkt zeigt sich unter anderem in der Präambel der Schweizer Verfassung. «Im Namen Gottes des Allmächtigen! Das Schweizervolk und die Kantone, in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung, […] geben sich folgende Verfassung:» (Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft).

Gemäss dem Auftrag Gottes beinhaltet das Mandat des Menschen auch zu herrschen. Doch was bedeutet dies? Das hebräische Wort «radah» meint die Ausübung von Autorität über Nationen oder andere Personen. Dies wird von Königen ausgesagt und kommt aber auch hier im Abschnitt zweimal vor. Damit ist aber nicht impliziert, dass die Herrschaft immer gut sein muss (Hesekiel 29,15; 34,4). Aber sie kann sehr wohl positiv gemeint sein (3. Mose 25,43; Psalm 110,2). Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass dem Menschen in der Schöpfung eine besondere Stellung zukommt.

Theokratie als Staatsform

Was ist denn nun die perfekte Staatsform? Die Herausforderung ist, dass im Kern des Menschseins dies liegt: Nämlich das Heil nicht woanders zu suchen als bei Gott. Der Staat ist nicht Gott, kann es aber werden. Doch das erste Gebot der sogenannten 10 Gebote ist dieses: «Du sollst ausser mir keine anderen Götter haben» (2. Mose 20,3 NLB). Um was geht es denn in einem Staat? Im positivsten Sinne geht es darum, das Zusammenleben der Menschen zu regeln. Hierbei spielt der zweite Teil der zehn Gebote eine gewichtige Rolle. Dabei geht es um die Nächstenliebe. Der erste Teil der Gebote regelt die Gottesbeziehung und der zweite Teil das Zusammenleben der Israeliten. Der Dreh- und Angelpunkt ist der Bund, welcher Gott mit dem Volk geschlossen hat. Von diesem Bund aus geht die Gottesliebe und auch die Liebe zum Nächsten - schlussendlich das gesamte Zusammenleben in der Gemeinschaft.

Das Volk war in vielerlei Hinsicht einzigartig. In damaliger Zeit gab es grobgesagt zwei Arten der Führung. Entweder gab es einen König, welcher sich selbst als Gott verstand (Pharao). Oder es gab einen König, welcher einen Gott an seiner Seite hatte. War der König stark, war es auch ihr Gott. Doch das Volk Israel war anders unterwegs. Sie hatten ursprünglich keinen König. Sie hatten aber unterschiedliche, von Gott berufene Führer – sogenannte Richter und Propheten. Diese nahmen eine religiöse Führung wahr. Denn Gott war der König der Israeliten. Doch der Mensch bis heute will mehr. Er möchte nicht nur von Gott regiert werden. So ist auch die Geschichte der Israeliten gezeichnet mit dem Wunsch nach einem König. Eine Zeit lang war Samuel der Führer Israels. Wie wir in der Textlesung (1. Samuel 8,5-22) gehört haben, forderte das Volk gegen Ende seines Wirkens einen König. Samuel sucht nun bei Gott um Rat: «‘Hör auf die Stimme des Volkes, auf alles, was sie sagen’, antwortete der HERR, denn nicht dich weisen sie zurück, sondern mich. Sie wollen mich nicht länger als König. Sie tun, was sie immer getan haben, seit ich sie aus Ägypten hierher gebracht habe. Denn sie haben mich immer wieder vergessen und sind anderen Göttern nachgelaufen. Und jetzt tun sie dir dasselbe an. Erfüll ihre Bitte, aber warne sie deutlich davor, wie ein König über sie herrschen wird.’» (1. Samuel 8,7-9 NLB). Obwohl dieser Weg des Volkes eine Auflehnung war gegen Gott, ging er diesen Weg mit ihnen. Doch die Geschichte der Könige Israels zeigt, dass es mit den Königen nie einfach war. Gott hatte sich zwar für eine Theokratie entschieden. Es ist aber nicht so, dass es nicht auch andere Wege gäbe. Gott wusste, dass eines Tages der Wunsch nach einem König aufkommen würde (5. Mose 17,14-20). Doch dieser Könige sollte sich von anderen Königen ringsherum unterscheiden. Dies vor allem durch ein bescheidenes Leben und «[…] er soll jeden Tag darin lesen, solange er lebt, damit er lernt, dem HERRN, seinem Gott, mit der erforderlichen Ehrfurcht zu begegnen und alle Vorschriften dieses Gesetzes gewissenhaft zu befolgen. Dadurch wird verhindert, dass er sich über seine Landsleute erhebt oder in irgendeinem Punkt von den Geboten abweicht. Dann werden er und seine Nachkommen viele Jahre in Israel herrschen» (5. Mose 17,19-20).

Die Zeiten haben sich geändert. Wir leben heute in einer Demokratie, was ich eine grossartige Sache finde und wofür ich unendlich dankbar bin. Doch am Grundsatz Gottes hat sich nichts geändert. Er möchte der König von mir sein! Gestern, heute und auch morgen! Dies unabhängig vom Staatssystem in dem ich wohne. So können Jesusnachfolger mit Jesaja bezeugen. «Denn der HERR ist unser Richter, der HERR ist unser Gebieter, der HERR ist unser König. Er wird uns retten» (Jesaja 33,22 NLB). Doch es liegt leider auch in der Natur des Menschen, immer wieder anderes zu Gott zu machen (bspw. Staat, Reichtum, Netflix, Social Media, Sport, Familie, Beruf, Ferien).

Der Regierung gehorchen

Wir haben nun eine kurze Reise durch die Geschichte gemacht. Begonnen bei der Schöpfung, über das Volk Israel und nun wollen wir im Neuen Testament landen. Wenn es um den Staat geht, gibt es einen Klassiker der neutestamentlichen Texte, nämlich Römer 13,1-7. Heute tauchen wir kurz ein, werden uns aber nächsten Sonntag noch vertiefter damit auseinandersetzen. «Gehorche der Regierung, unter der du lebst, denn sie ist von Gott eingesetzt. Alle Regierungen haben ihre Vollmacht von Gott. Wer sich also den Gesetzen des Landes widersetzt, der verweigert Gott selbst den Gehorsam und wird bestraft werden. Wer vorbildlich und gut handelt, braucht sich vor den Regierenden nicht zu fürchten, denn nur die müssen sich fürchten, die unrecht tun. Deshalb tu, was richtig ist, und du wirst sogar noch dafür gelobt werden» (Römer 13,1-3 NLB). Die Aussage, dass jede Macht von Gott eingesetzt ist, hat m.E. seine Wurzeln beim himmlischen und irdischen Thronrat. Es ist dem Menschen gegeben, auf der Erde Macht auszuüben. Leider wurde diese Stelle auch immer wieder missbraucht, um Unterdrückung zu legitimieren. Aber hier im Text geht es nicht um die Obrigkeiten, wie sie handeln sollen, oder was sie einfordern können, sondern darum, wie ich mich hier unten verhalte. Es geht darum, dass ich als Jesusnachfolger nicht negativ auffallen soll.

Was ist denn das Ziel eines Staates? Geprägt von der Idee des Thronrat Gottes auf dieser Erde. Daher geht es um Ordnung auf dieser Welt. Allerdings legitimiert dies nicht jede Handlung. Sondern wie N.T. Wright es in seinem Kommentar zur Römerstelle sagt: «Es wird lediglich gesagt, dass eine Welt, in der das Übel gedeiht, wenn man ihm nicht entgegentritt, immer irgendeine Form der Regierung braucht» (N.T. Wright). Die Aufgabe eines jeden Staates, der ja aus Menschen besteht, ist es die Herrlichkeit und Herrschaft Gottes zu repräsentieren.

Paulus schrieb diese Zeilen unter dem berühmt-berüchtigten Kaiser Nero. Nach dem Brand in Rom suchte er nach Schuldigen und wurde in den Jesusnachfolgern fündig. Er tötete hunderte, teilweise benutzte er sie als lebendige Fackeln für seine Gärten. Paulus schrieb zwar diesen Text wohl zu früheren Zeiten. Es war also nicht so schlimm, aber das System war schon immer voller Ungerechtigkeit und Überheblichkeit. Was Paulus hier sagt, ist für die damaligen Herrscher nicht einfach nur eine Bestätigung ihres Anspruchs. Denn, dass die Kaiser von Gott eingesetzt sind, war ein neuer Gedanke. Sie glaubten vielmehr, dass sie selbst Gott seien und das Recht zu herrschen aus ihnen selbst herauskam. Doch Paulus verweist darauf, dass jede Regierung ihre Vollmacht von Gott hat. Die Vollmacht kommt vom Schöpfergott.

Wie soll ich mich nun also im Staat verhalten? Wir wollen uns heute anhand unseres Jahresthemas «EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild» ein paar abschliessende Gedanken dazu machen. Paulus der den Römerbrief schrieb und auch Jesus selbst hätten genügend gehabt, was sie am Staat hätten kritisieren können. Gewisse Dinge blitzen ja auch auf, so wie wir dies auch im Römerbrief gesehen haben. Doch im Gegensatz zum Alten Testament finden wir keine grossangelegte Staatskritik. Die Kritik, welche geübt wird, richtet sich vielmehr an Gläubige, resp. die religiöse Führung. Jesus Christus sagt: «Ihr seid das Salz der Erde. Doch wozu ist Salz noch gut, wenn es seinen Geschmack verloren hat? Kann man es etwa wieder brauchbar machen? Es wird weggeworfen und zertreten, wie etwas, das nichts wert ist» (Matthäus 5,13 NLB). Das Problem ist nicht der korrupte, aggressive, ungerechte, unterdrückende Staat. Das Problem sind Jesusnachfolger, welche ihre Aufgabe nicht wahrnehmen. Als Jesusnachfolger hätten wir der Welt so viel zu geben. Auch gerade dem Staat. Die Frage als Jesusnachfolger ist daher nicht, was hat der Staat mir zu bieten, sondern: Was habe ich der Gemeinschaft aufgrund meiner Nachfolge zu bieten?! Dies ist bedingungslose Nächstenliebe. Zur Ausstrahlungskraft und auch zu den Konsequenzen, was dies mit sich bringen kann, kommen wir nächsten Sonntag. Doch wie kann ich denn dieses Salz sein? In diesem Abschnitt spricht Jesus davon, dass seine Nachfolger Salz und Licht sind. Im Neuen Testament spricht Jesus von sich als das Licht der Welt (Johannes 8,12), daher nehme ich mir die Freiheit zu sagen, dass er auch das Salz ist. Er war das Salz für die Welt in der Form der reinigenden und bewahrenden Wirkung. Und ich? Ich darf bei ihm andocken. Wenn ich bei ihm bleibe, dann salzt er mein Leben. Dann möchte ich selbst nie mehr ohne dieses Salz. Gefüllt davon, kann ich diese Salzkraft wahrnehmen. Ohne dies, ist es selbstmotiviert, aktivistisch und ohne Wirkung.

Was ist nun mein Ratschlag für dich? «EIFACH muetig» Jesus nachfolgen. Deiner Regierung mit Achtung begegnen. Für sie beten (1. Timotheus 2,2). Mit Jesus verbunden bleiben. Und – weiter an deinem Ort tüchtig salzen!

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 1. Samuel 8

  1. Der Mensch soll auf der Erde die Herrschaft und Herrlichkeit Gottes repräsentieren. Wie könntest du dies dort, wo du bist, umsetzen? Resp. wie machst du dies bereits?
  2. Ist Jesus König über dein Leben? Wie zeigt sich dies? Inwiefern stehst du in der Gefahr dich vom Staat und seinen Vorzügen, Sicherheiten, etc. abhängig zu machen? 
  3. «Gehorche der Regierung, unter der du lebst, denn sie ist von Gott eingesetzt. Alle Regierungen haben ihre Vollmacht von Gott» (Römer 13,1 NLB). Was löst diese Einladung bei dir aus?
  4. Wie wäre es, im Gebet für die Regierung zu danken und für sie zu beten (1. Timotheus 2,2)? Insbesondere für diejenigen Politiker, Meinungen und Strömungen, welche dir nicht entsprechen? Achtung: Nicht gegen, sondern FÜR sie beten.
  5. Was löst dieses Statement bei dir aus: Das Problem ist nicht der korrupte, aggressive, ungerechte, unterdrückende Staat, sondern Jesusnachfolger, welche ihre Aufgabe nicht wahrnehmen (Salz, das nicht mehr salzt; vgl. Matthäus 5,13).