Neuer Himmel und neue Erde – das verheissene Land

Datum: 10. März 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Hebräer 11,13-16; Offenbarung 21,1-4

Abraham suchte eine neue Heimat im Himmel. Er setzte dabei sein Vertrauen auf Gott. Auch Nachfolger von Jesus Christus hoffen auf eine neue Heimat im Himmel. Durch ihre Neuschöpfung haben sie bereits Anteil daran, leben aber nach wie vor auf der Erde mit Schmerz, Leid und Tod. Doch sie haben Aussicht auf ein verheissenes Land. Dieses ist die neue Erde und der neue Himmel. Dort kommen Himmel und Erde zusammen. Das Alte ist vergangen, daher gibt es keine Tränen, keinen Tod, keine Trauer, kein Weinen und keinen Schmerz mehr.


Als ich und meine Frau im Zusammenhang mit unserer Hochzeit in den Aargau zogen, war bei mir der Gedanke vorhanden, ob ich mich denn jemals hier im Aargau heimisch fühlen würde. Doch ich merkte schnell, dass es mich, auch wenn wir bei einem Besuch in Bern oder Schaffhausen waren, sehr schnell wieder nach Seengen zog. Der Grund dafür ist unser Bett. Ich merkte sehr schnell, dass ich mich dort zu Hause fühle, wo mein Bett steht. Also könnte ich sagen, dass meine Heimat dort ist, wo mein Bett steht. Wo ist deine Heimat?

Abraham – Gast und Fremder auf der Erde mit himmlischer Heimat

Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns nun schon mit Abraham. Heute wollen wir uns mit dem verheissenen Land auseinandersetzen. Ganz zu Beginn der Geschichte Gottes mit Abraham steht: «Dann befahl der HERR Abram: »Verlass deine Heimat, deine Verwandten und die Familie deines Vaters und geh in das Land, das ich dir zeigen werde!» (1. Mose 12,1 NLB). Abraham verlässt drei Dinge. Erstens verlässt er sein Land, in dem er aufwuchs. Zweitens lässt er seine Verwandtschaft, also Menschen, die ihm vertraut sind und zu ihm halten, hinter sich. Drittens verlässt er das Haus seines Vaters, also seine engste Familie. Doch er verlässt dies nicht umsonst, sondern er erhält wieder ein neues Land und eine neue Familie. Er besitzt zwar das Land noch nicht, aber es wird ihm versprochen. Er bekommt in hohem Alter noch Nachwuchs. Abraham verliess drei Dinge, erhielt aber nur zwei Versprechen, Land und Familie. Doch er findet noch keine neue Heimat. Abraham und viele weitere im Alten Testament glaubten, ohne alles erhalten zu haben, was Gott ihnen versprochen hatte: «All diese Menschen glaubten bis zu ihrem Tod, ohne erhalten zu haben, was Gott ihnen versprochen hatte. Doch sie sahen das, was ihnen zugesagt war, von Weitem und freuten sich darauf, denn sie hatten erkannt und bezeugt, dass sie hier auf der Erde nur Gäste und Fremde waren» (Hebräer 11,13 NLB). Abraham und andere erkannten, dass sie nur Gäste und Fremde auf dieser Welt sind. Und diese Erkenntnis führte zu einem folgenreichen Bekenntnis. «Und sie bekannten damit, dass sie auf der Suche waren nach einem Land, das sie ihre Heimat nennen konnten. Hätten sie das Land gemeint, aus dem sie kamen, dann hätten sie einen Weg gefunden, dorthin zurückzukehren. Aber sie suchten nach einem besseren Ort, einer Heimat im Himmel. Deshalb schämt Gott sich nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt im Himmel gebaut» (Hebräer 11,14-16 NLB).

Wenn im Hebräerbrief hier von der Heimat geschrieben wird, dann steht dahinter das griechische Wort «patris». Dies hat die Bedeutung von Vaterland oder Heimat. Das Neue Testament wurde auf Griechisch, das Alte Testament mehrheitlich auf Hebräisch geschrieben. Doch es gibt eine Übersetzung des Alten Testaments ins griechische. Hier ist es immer mal wieder spannend zu sehen, welches Wort aus dem hebräischen wie übersetzt wurde und wie es im Neuen Testament gebraucht wird. Wie gesagt hat Abraham seine Verwandtschaft verlassen. Das hebräische Wort «moledet» bedeutet Verwandtschaft, Vaterland, Herkunft, Geburt, Heimat. Dies wird in fünf von acht Fällen mit «patris» übersetzt – wobei nicht hier in 1. Mose 12,1. Das Wort, welches hier gewählt wurde, setzt den Fokus nur auf Verwandtschaft. Ich denke aber, dass die Bedeutung von Verwandtschaft auch auf Heimat liegt. Die Hoffnung für Alle übersetzt auch mit Heimat.

Jetzt kommt der springende Punkt. Abraham hatte also Land, Heimat und Familie verlassen und zwei Dinge davon wurden ihm auf der Erde versprochen. Aber Heimat hatte er nicht auf dieser Erde gefunden. «Abraham konnte so handeln, weil er auf eine Stadt mit festem Fundament wartete, deren Bauherr und Schöpfer Gott selbst ist» (Hebräer 11,10 NLB). Nachfolger von Jesus Christus haben auch wie Abraham ihre Heimat nicht auf dieser Erde, sondern sie haben eine himmlische Heimat. «Denn diese Welt ist nicht unsere Heimat; wir erwarten unsere zukünftige Stadt erst im Himmel» (Hebräer 13,14 NLB).

Neuschöpfung in der alten Schöpfung

Nachfolger von Jesus Christus sind Gottes Kinder. Der Himmel ist also im wahrsten Sinne des Wortes ihr Vaterland. Sie haben bereits Anteil am himmlischen Vaterland – durch die Neuschöpfung, welche in und an ihnen geschieht in dem Moment, in dem sie Jesus Christus als ihren Herrn bekennen. Sie erleben gewisse Dinge, die in dieser göttlichen Heimat ihren Ursprung haben. Dennoch schwappt die Alte Schöpfung immer wieder über. Aber sie sind seine Neuschöpfung. «Das bedeutet aber, wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!» (2. Korinther 5,17 NLB). Es gibt aber immer noch Tränen, Tod, Trauer, Weinen und Schmerz. Von dieser Spannung schreibt auch der Römerbrief. «Ich bin aber davon überzeugt, dass unsere jetzigen Leiden bedeutungslos sind im Vergleich zu der Herrlichkeit, die er uns später schenken wird. Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf jenen Tag, an dem Gott offenbar machen wird, wer wirklich zu seinen Kindern gehört. Alles auf Erden wurde der Vergänglichkeit unterworfen. Dies geschah gegen ihren Willen durch den, der sie unterworfen hat. Aber die ganze Schöpfung hofft auf den Tag, an dem sie von Tod und Vergänglichkeit befreit wird zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt, wie unter den Schmerzen einer Geburt. Und selbst wir, obwohl wir im Heiligen Geist einen Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit erhalten haben, seufzen und erwarten sehnsüchtig den Tag, an dem Gott uns in unsere vollen Rechte als seine Kinder einsetzen und uns den neuen Körper geben wird, den er uns versprochen hat» (Römer 8,18-23 NLB).

Alles, was jetzt geschieht, ist nichts verglichen mit dem, was in der neuen Heimat auf Nachfolger von Jesus Christus wartet. Nicht nur Menschen, sondern die gesamte Schöpfung leidet. Doch die Neuschöpfung ist ein Vorgeschmack im Heiligen Geist auf die neue Heimat. Denn die Neuschöpfung geschieht in der alten Welt. Was werden wir erhalten? Volle Rechte als Kinder in unserem Vaterland und neue Körper.

Verheissenes Land – Neuer Himmel und neue Erde

Das verheissene Land für Christen ist der neue Himmel und die neue Erde. Doch wie sieht denn das Neue aus? Dafür tauchen wir gemeinsam in das Buch der Offenbarung ein. «Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der alte Himmel und die alte Erde waren verschwunden. Und auch das Meer war nicht mehr da» (Offenbarung 21,1 NLB). Hier wird ein neuer Himmel und eine neue Erde beschrieben. Das Alte ist verschwunden. Neu bedeutet hier etwas, was vorher noch nicht existent war, nun aber ins Leben gerufen wird. Es ist nicht abstrakt, sondern etwas, was uns bekannt ist: die göttliche Sphäre des Himmels und der menschliche Lebensbereich, die Erde. Beim Alten, was vergangen ist, war beides nur sporadisch vermischt. Es gab ein menschliches Eindringen in den Himmel bspw. durch Gebete oder Lobpreis. Das göttliche Eindringen zeigt sich bspw. durch Wunder. Es geht um eine reale, neue, schöne Welt. Dies nach innen und nach aussen, geografisch und spirituell.

Nachfolger von Jesus Christus sind eine Neuschöpfung, aber immer noch auf der Erde. «Denn ihr seid gestorben, als Christus starb, und euer wahres Leben ist mit Christus in Gott verborgen. Wenn Christus, der euer Leben ist, der ganzen Welt bekannt werden wird, dann wird auch sichtbar werden, dass ihr seine Herrlichkeit mit ihm teilt» (Kolosser 3,4 NLB). Durch die Neuschöpfung haben sie Anteil an dieser Herrlichkeit, welche sich noch vollends entfalten wird. Neu ist auch, dass es keine Zweiteilung mehr gibt. Himmel und Erde nicht mehr geteilt. Leicht kann man den Hinweis überlesen, dass das Meer verschwunden ist. Doch dahinter liegt sehr viel. Denn das Meer ist ein Zeichen der Bedrohung und eine chaotische Macht, die Gottes Pläne und sein Volk bedroht. Das Meer ist im alten Himmel enthalten und darf in Grenzen Böses anrichten. In der neuen Schöpfung gibt es kein Meer mehr. Also kein Chaos und keinen Ort, an dem das Böse sein Unheil anrichten kann.

Weiter heisst es «Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen wie eine schöne Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat. Ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: ‘Siehe, die Wohnung Gottes ist nun bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein und Gott selbst wird bei ihnen sein’» (Offenbarung 21,2-3 NLB). Gott selbst spricht hier zu Johannes, der die Offenbarung erhielt. Leider kann ich nicht auf alle Details dieser Verse eingehen, so dicht und gehaltvoll sind sie. Jerusalem ist die Stadt, die sich Gott hier auf Erden ausgewählt hat, um dort im Tempel zu wohnen und den Menschen zu begegnen. Im Tempel trifft der Himmel auf die Erde. Doch da der neue Himmel und die neue Erde ungeteilt sind, braucht es keinen Tempel mehr. Denn Gott wohnt dann selbst bei den Menschen. Was bedeutet es, wenn Gott seine Wohnung bei den Menschen hat? Dies ist eine radikale Umkehr der heutigen Verhältnisse. Heute gibt es eine Trennung von Gott und Mensch, jenseits und diesseits, sichtbar und unsichtbar. Hier findet eine Umkehr von dem statt, was in 1. Mose 3 beim Sündenfall geschah. Die Trennung ist aufgehoben. Mensch und Gott wohnen wieder zusammen. Noch enger als es im Paradies der Fall war. Gott wird unter den Menschen sichtbar. Das verheissene Land, auf das Nachfolger von Jesus Christus zugehen, ist der neue Himmel und die neue Erde. Es ist der Ort, wo Gott mitten unter den Menschen wohnt.

Das Ganze mündet schliesslich in Vers vier. «Er wird alle ihre Tränen abwischen, und es wird keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben. Denn die erste Welt mit ihrem ganzen Unheil ist für immer vergangen» (Offenbarung 21,4 NLB). Dieser Aufzählung liegen zahlreiche alttestamentliche Prophetien zugrunde. Im Abwischen der Tränen drückt sich sorgenlose Freude und die Wegnahme von aller Demütigung für Gottes Volk aus (Jesaja 25,8). Der Tod hat keinen Platz mehr. Kein Sterben. Kein Altwerden. Keine Krankheit. Kein Ende des Lebens (Hosea 13,14). Schmerzen und Trauer wird weder Menschen noch die Schöpfung ergreifen. Daher auch kein Weinen (Jesaja 35,10; Jesaja 51,11). Hier findet sich auch die Erfüllung der Worte von Jesus Christus aus der Einleitung der Bergpredigt. «Glücklich sind die, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden» (Matthäus 5,4 NLB). Wenn in der Offenbarung von Schmerz geschrieben steht, dann ist dies viel umfassender zu verstehen als einfach bloss physische Schmerzen. Schmerz steht hier gesamthaft für die Auswirkungen des Sündenfalls. Dornen und Disteln sind ein Kennzeichen der menschlichen Arbeit auf dieser Erde. Es ist mühsam, schwer und auch ein Abrackern ohne Ende. Doch nun gibt es grundsätzlich nichts mehr, was Schmerzen verursachen kann. Die erste Welt ist vergangen. Endgültig! Die Alte Schöpfung kann dann nie mehr zurückkommen.

Hier stellt sich zu Recht die Frage, ob diese Perspektive des neuen Himmels und der neuen Erde nicht bloss eine Vertröstung auf später ist? Wie würdest du antworten? Ich meine sowohl als auch. Sie ist insofern eine Vertröstung, weil die Herrlichkeit Gottes erst noch in ihrer ganzen Fülle mit dem neuen Himmel und der neuen Erde kommt. Momentan leben wir alle immer noch in der Alten Schöpfung. Daher kann es unter diesem Aspekt nur ein Vertrösten bleiben. Doch sie ist eben auch keine Vertröstung, denn Nachfolger von Jesus Christus haben bereits jetzt Anteil daran durch ihre persönliche Neuschöpfung. Ich denke das, was Abraham erkannt hatte, war: Wenn die Heimat im Himmel ist, mögen Stürme zwar kommen, aber diese werden vergehen. Die himmlische Heimat bleibt und wird sich erfüllen.

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: Hebräer 11,13-16; Offenbarung 21,1-4

  1. Aus Abrahams Geschichte können wir drei Dinge lernen. Auf Gott hören, Aufbruch zu Neuland und die Perspektive auf das verheissene Land. Er verliess sein Land, seine Verwandtschaft (Heimat) und seine Familie (1. Mose 12,1). Wie würdest du diese drei Begriffe für dich persönlich skizzieren?
  2. Welche Auswirkungen hatte das Festhalten an der himmlischen Heimat für das Leben von Abraham? Wie zeigt sich dies an seinen Handlungen?
  3. Würdest du dich als Nachfolger von Jesus Christus bezeichnen? Wenn ja, dann bist du eine Neuschöpfung. Wie erlebst du die Spannung zwischen Neuschöpfung sein und zugleich in dieser alten Schöpfung zu leben?
  4. Verstehst du den radikalen Unterschied des jetzigen Himmels und der Erde zu dem zukünftigen neuen Himmel und der neuen Erde? Dass Himmel und Erde nicht mehr geteilt sind, sondern zusammenkommen?
  5. In Offenbarung 21,4 lesen wir die Zusage Gottes, wie es einmal sein wird. Weckt dies eine Sehnsucht in dir? Es steht, dass die erste/alte Erde vergangen ist. Was löst dies bei dir aus? Woran klammerst du dich in dieser alten Erde?
  6. Welche Auswirkungen könnte es haben, wenn wir diese Perspektive der himmlischen Heimat erhalten? Wenn wir uns als Neuschöpfung verstehen und wissen, dass der neue Himmel und die neue Erde kommen werden? Was ändert dies an deinem Sein auf dieser Erde?