Lebensgefährliche Heiligkeit
Serie: Heilig - Heilig - Heilig | Bibeltext: 2. Samuel 6,1-15
Der heilige Gott lässt zu, dass wir Menschen ihm begegnen können. Allerdings gibt es in der Bibel Stellen, bei denen Leute sterben, weil sie Gott zu nahekamen. So ist dies auch mit Usa der Fall. Er wollte die Bundeslade vor dem Umfallen retten und starb schliesslich selbst. Diese Reaktion Gottes macht wütend und stösst auf grosses Unverständnis. Allerdings ist diese Reaktion bloss konsequent. Denn Gottes Heiligkeit sollte nicht mit zu grosser Leichtigkeit begegnet werden. Wenn aber Gott mit Hochachtung und Wertschätzung begegnet wird, dann lässt er sich begegnen und dies endet nicht im Tod. Dies wiederum ist Gottes freie Entscheidung und ein Geschenk, dass wir seiner Heiligkeit begegnen können und nicht daran kaputt gehen.
Tödliche Begegnung mit dem Heiligen!
Heute wollen wir uns mit der lebensgefährlichen Heiligkeit Gottes auseinandersetzten. Dabei tauchen wir gemeinsam in eine Geschichte ein, welche ziemlich irritierend ist. Es ist eine Geschichte, um die ich auf der einen Seite extrem froh bin, dass es sie in der Bibel gibt, und auf der anderen Seite war ich bis jetzt froh, dass ich nie darüber predigen musste. Heute will ich mich dieser Aufgabe stellen. In der Vorbereitung habe ich richtig Freude an dieser Geschichte bekommen. Nicht weil sie harmlos ist, sondern weil sie die kompromisslose Heiligkeit Gottes nochmals unterstreicht.
Die Geschichte spielt zur Zeit von König David. Dieser war der grösste israelitische König und er hatte gerade seine Macht gesichert. Er wurde König über ganz Israel und errichtete nun in Jerusalem ein politisches Zentrum. Doch er wollte dies noch weiter ausbauen und auch ein religiöses Zentrum daraus machen. Daher befragte er sein Volk und die Führer, ob sie einverstanden wären, die Lade Gottes nach Jerusalem zu holen. Alle waren begeistert davon und so setzten sie ihren Plan in die Tat um. Die Lade Gottes war der Inbegriff der Präsenz Gottes. Gott gab selbst den Auftrag diese zu bauen. Es war ein Kasten, in dem die zehn Gebote aufbewahrt wurden. Er war kunstvoll gestaltet und ganz oben waren zwei Cheruben, Diener Gottes, dargestellt. An dieser Lade Gottes versöhnte das religiöse Oberhaupt der Israeliten einmal pro Jahr das gesamte Volk mit Gott. Dafür wurde ein Tier geschlachtet und das Blut an die Deckplatte dieser Lade gesprengt. Die Lade ist eben nicht einfach so ein Kasten, sondern er trägt den Namen des HERRN. Dort wo die Lade war, dort war auch Gott allgegenwärtig. Ursprünglich wurde das Zelt für den israelitischen Gottesdienst in Silo aufgestellt. Im innersten stand die Lade Gottes oder auch Bundeslade genannt, weil sie das Volk Israel an den Bund erinnern soll, welchen Gott mit ihnen geschlossen hatte. Doch seit einigen Jahren war die Lade nicht mehr dort. Sie wurde von den Philistern geraubt und kam dann auf wundersame Weise wieder nach Israel zurück. Seit 20 Jahren war sie nun im Haus von Abinadab. Der gehörte zwar zu den Leviten, welche als Stamm für den Dienst am Heiligtum auserwählt waren, er selbst war aber kein Priester.
Die Leviten waren in drei Untergruppen unterteilt, wovon jede wiederum ihr zugewiesene Aufgaben am Heiligtum hatte. Die Kehatiter waren auserwählt die Lade und verschiedene Gegenstände zu transportieren. Allerdings gab es hierfür eine besondere Auflage. «Den Kehatitern dagegen gab er keinen Wagen und keine Rinder, weil ihre Männer die heiligen Gegenstände des Zeltes Gottes auf ihren Schultern tragen sollten» (4. Mose 7,9 NLB). Obwohl sie alle Dinge tragen sollten, durften sie selbst die Dinge nicht verpacken. Zuerst mussten die Priester alles für den Transport herrichten. «Erst wenn Aaron und seine Söhne beim Aufbruch des Lagers das Heiligtum und alle seine Geräte verhüllt haben, sollen die Kehatiter kommen, um sie zu tragen. Doch sie dürfen die heiligen Gegenstände selbst nicht berühren, sonst sterben sie. Diese Gegenstände des Zeltes Gottes sollen die Kehatiter tragen» (4. Mose 4,15 NLB).
David beschloss also nun die Lade Gottes nach Jerusalem zu bringen. Dafür liess er extra einen neuen Wagen anfertigen, der von Rindern gezogen wurde. Die Lade stellten sie auf diesen Wagen. Die Wagenlenker waren Achjo und Usa. Sie beide waren die Söhne von Abinadab und hatten nun bereites zwanzig Jahre mit der Lade zusammengelebt. Auch jetzt waren sie wieder nahe an der Lade. So setzte sich dieser Tross in Bewegung. David und das ganze Volk tanzte vor der Lade und freuten sich. Sie spielten Musik und waren ausser sich. Das hebräische Wort, welches hier tanzen umschreibt heisst auch so viel wie spielen und scherzen. Daher lässt vermuten, dass hier die Ernsthaftigkeit fehlte. Es ging wohl mehr darum, dass David jetzt zeigen konnte, wer er ist, anstatt Gott die Ehre zu geben. So nimmt das Unheil immer mehr Gestalt an. Der Wagen fährt auf dem Weg dahin, plötzlich stolpern die Rinder und die Ladung des Wagens droht umzukippen. Usa macht, was wohl jeder instinktiv machen würde – er will die Lade Gottes festhalten. Er meint es gut und will Übel verhindern. Aber: «Da wurde der HERR zornig auf Usa, weil er das getan hatte, und Gott tötete ihn, sodass er dort neben der Lade des HERRN starb» (2. Samuel 6,7 NLB). Usa stirbt sofort, obwohl er es doch nur gut gemeint hat!
Zorn als Reaktion auf Gottes Heiligkeit!
Was löst diese Reaktion Gottes bei dir aus? Ich denke, dass sie wohl ähnliches bei uns auslöst, wie es dies bei David tat. «David war empört, dass der HERR Usa so aus dem Leben gerissen hatte. Er nannte den Ort Perez-Usa[Entreissung Usas]. Diesen Namen trägt er noch heute» (2. Samuel 6,8 NLB). Empört ist sogar noch untertrieben. David war vielmehr zornig auf Gott. Er konnte es nicht verstehen. Er benannte diesen Ort nach Usa. Aber nicht als Mahnmal, sondern vielmehr, um seiner Empörung Ausdruck zu verleihen. Ich stelle mir vor, wie der gesamte Festzug entsetzt war. Fertig mit tanzen. Fertig mit musizieren. Fertig mit Freude. Fertig mit einer falschen Vorstellung Gottes.
David entschied selbst die Lade Gottes nach Jerusalem zu holen. Das ganze Vorgehen wurde unsachgemäss durchgeführt. Es wurden bewusst Gebote übertreten und danach war David dennoch wütend auf Gott. Doch schon von Beginn weg wurde diese Unternehmung falsch angegangen. Anstatt die Lade sachgemäss auf den Schultern der Kehatiter zu transportieren, wurde ein Wagen gewählt. So hart wie es klingt, aber wäre die Gebrauchsanleitung eingehalten worden, wäre Usa noch am Leben. Am Leben Usa’s lässt sich auch eine Parallele zu den Leben von Jesus Nachfolgern ziehen. Usa lebte einige Jahre in der Gegenwart der Lade. Er war sich den Umgang gewohnt und so kam es dazu, dass er die Hochachtung davor verlor. Es war nicht mehr die Lade Gottes, welche nicht berührt werden durfte, weil auf ihr der Name des HERRN war. Sondern es war vielmehr einfach ein Kasten, welcher für die religiöse Zeremonie gebraucht wird. So stehen Nachfolger von Jesus in der gleichen Gefahr: Irgendwann verblassen die Hochachtung und der Respekt vor Gottes Heiligkeit. Gott wird zu stark als ein Kumpel gesehen. Das Heilige wird mit dem Weltlichen verwechselt. Ja auch mit einem Kollegen kann man es gut meinen, aber in der Begegnung mit Gottes Heiligkeit reicht gut gemeint nicht aus. Dies musste David und die anderen Israeliten an diesem Tag auf schmerzhafte Weise lernen.
Die Entscheidung die Lade nach Jerusalem zu holen und die Reaktion von David auf den Tod Usa’s zeigt zutiefst das Wesen von uns Menschen. Wir wollen selbst entscheiden und danach dafür noch gelobhudelt werden. Doch im Umgang mit Gottes Heiligkeit endet dies im Tod. Dieses Ereignis von Usa malt uns deutlich vor Augen, dass wir vor Gott nicht bestehen können. Was macht diese Botschaft mit dir? Doch folgendes Zitat überführt unsere harte Meinung Gott gegenüber. «War Gottes Reaktion zu hart? Wir meinen, wir hätten die Freiheit, Gott zu richten, weil wir kein Gefühl für seine Ehrfurcht erregende Heiligkeit und Majestät haben. Die Bundeslade war die sichtbarste Repräsentation Gottes, die Menschen vor Jesus sehen konnten. Usa missachtete dies. Sein Tod war eine ständige Lektion für die Israeliten, die Herrlichkeit ihres Gottes ernst zu nehmen. Zeigen unsere Sprache oder unsere Handlungen, dass wir es ernst meinen, wenn wir beten ‘geheiligt werde dein Name’?» (Daily Notes of the Scripture Union).
David war aber nicht lernresistent. Als sich sein Zorn gelegt hatte, bekam er Angst vor Gott. Er fürchtete sich davor und frage sich wie die Lade des HERRN, denn überhaupt zu ihm kommen kann. Hier findet sich im Geschehen plötzlich eine spannende Wendung, welche sich bereits bei mir beim Sprechen vollzogen hat. Hast du es gemerkt? Bisher sprach ich immer von der Lade Gottes. Doch nun und im weiteren Verlauf vor allem von Lade des HERRN. Denn im hebräischen Urtext gibt es hier einen Unterschied. Wenn Gott übersetzt wird, dann steht Elohim. Dies meint zwar Gott, aber wird teilweise auch für andere Götter gebraucht. Wenn aber HERR steht, dann liegt dem im hebräischen JHWH zugrunde. Es ist der Name, mit dem sich Gott Mose selbst offenbart. Dieser Name ist so heilig und hochachtungsvoll, dass er von den Israeliten nicht ausgesprochen wird. Diese Veränderung im Text zeigt eine Veränderung des Herzens. Zuerst geht es darum, dass David die Lade Gottes nach Jerusalem holen will. Danach wird der Fokus auf die Lade des HERRN gelegt.
Dem Heiligen hochachtungsvoll zu begegnen, führt zum Leben!
David fürchtet sich so sehr, dass er die Lade des HERRN bei einem Mann namens Obed-Edom parkiert. Diese bleibt dort und Gott segnet diesen Mann und seine ganze Familie. Daher fasst David nach drei Monaten erneut den Entschluss die Lade nach Jerusalem zu holen. Doch das Vorgehen nun unterscheidet sich massiv von dem von vorher. «Dann ordnete er an: ‘Niemand darf die Lade Gottes tragen ausser den Leviten. Der HERR hat sie dazu erwählt, die Lade des HERRN zu tragen und ihm für immer zu dienen’» (1. Chronik 15,2 NLB). Für die Umsetzung gibt er dann genaue Instruktionen. «Ausserdem rief David die Priester Zadok und Abjatar und die Leviten […] zu sich. Er sagte zu ihnen: »Ihr seid die Oberhäupter der Leviten. Damit ihr die Lade des HERRN, des Gottes Israels, zusammen mit den anderen Leviten an den Ort bringen könnt, den ich für sie vorbereitet habe, sollt ihr euch alle vorher für diesen Dienst reinigen. Beim ersten Mal seid ihr nicht dabei gewesen, und der HERR, unser Gott, hat uns dafür bestraft, weil wir ihn nicht so geehrt haben, wie es richtig gewesen wäre.« Da reinigten sich die Priester und Leviten, damit sie die Lade des HERRN, des Gottes Israels, nach Jerusalem bringen konnten. Dann trugen die Leviten die Lade Gottes mithilfe der Tragestangen auf ihren Schultern, wie der HERR es Mose vorgeschrieben hatte» (1. Chronik 15,13-15 NLB).
Die lebensgefährliche Begegnung mit Gottes Heiligkeit veränderte Davids Herzenshaltung. Diese zeigt sich an zwei Punkten besonders. Das erste zeigt sich an einer komischen Aktion. «Als die Träger der Lade des HERRN sechs Schritte gegangen waren, blieben sie stehen und David opferte ein Rind und ein Mastkalb» (2. Samuel 6,13 NLB). Sechs Schritte sind nichts. In sechs Schritten kommst du nirgends hin. Für diese Anzahl Schritte lohnt es sich nicht einmal aufzustehen. Wenn man sich schon mit den sechs Schritten abgefunden hätte, weshalb folgt dann so eine lange Pause mit Opferung von Tieren? Diese komische Aktion zeigt die veränderte Herzenshaltung. Es kommt nicht aufs Tempo drauf an, sondern auf die Hochachtung von dem, was gerade geschieht. Durch das Tragen der Bundeslade wird noch ein weiterer Aspekt betont. Gott steht über den Menschen, daher ist es nur gut und recht, die Lade zu tragen. Davids veränderte Einstellung zeigt sich auch im nachfolgenden Vers. «Und David tanzte begeistert vor dem HERRN und trug dabei nur einen leinenen Priesterschurz» (2. Samuel 6,14 NLB). David demütigt sich selbst. Er verzichtet auf seine königlichen Prachtkleider und zieht einen Priesterschurz an. Dies war ein mächtiges Downgrade. Ausserdem drückt er seine Freude durch Tanzen aus. Doch hier steht ein anderes Wort als beim ersten Mal. Hier ist die Betonung darauf, dass es sich um eine Tanzart handelt, welche ein ritueller Diener in einer Prozession vollbringt. David, der grosse König, tritt als demütiger Mann auf, welcher sich selbst Gott unterordnet.
Es ist grundsätzlich Gottes freie Entscheidung und sein Geschenk an uns Menschen, dass wir seiner Heiligkeit begegnen können und nicht daran kaputt gehen. Es ist reine Gnade. Der entscheidende Unterschied in den beiden Geschichten ist die Herzenshaltung. Der Umgang mit der Lade des HERRN entschied über Leben und Tod. Denn diese Lade trägt den Namen des HERRN und wird dadurch heilig und diese Heiligkeit kann lebensgefährlich sein. Denn die Lade ist abgesondert für Gott. Dadurch, dass sie den Namen Gottes trägt, wird deutlich, dass sie Gott gehört. Hier liegt auch eine Parallele zu den Nachfolgern von Jesus Christus. Denn dort fand auch ein Wechsel statt, welcher in der Taufe deutlich wird. Jesus Christus weist seine Nachfolger an: «Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende» (Matthäus 28,19-20 LUT). Durch die Taufe wird deutlich, dass die Nachfolger von Jesus Christus abgesondert sind. So wie die Bundeslade Leben und Tod zugleich bedeuten konnte, so ist das auch mit dem Leben der Nachfolger. «Für die Menschen, die verloren gehen, sind wir der schreckliche Gestank von Tod und Verdammnis. Doch für die Menschen, die gerettet werden, sind wir ein Leben spendender Duft. Wer kann einer solchen Aufgabe gerecht werden?» (2. Korinther 2,16 NLB). Gleich wie die Lade Gottes sind wir dies nicht von uns aus. Sondern aufgrund des Namens, der auf uns ist, sind wir abgesondert und leben zur Ehre Gottes und seines Plans. Auch wenn wir nicht alles verstehen und vielleicht teilweise sogar noch zornig auf Gott sind.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 2. Samuel 6,1-15 (ergänzend 1. Chronik 15,11-15)
- Was ist deine erste Reaktion auf die Geschichte in 1. Samuel 6,1-15? Was verstehst du? Wo bist du irritiert?
- Kannst du die Handlung Gottes mit deiner Vorstellung von Gott zusammenbringen? Weshalb nicht?
- Warst du schon zornig auf Gott? Weshalb?
- War der Zorn berechtigt oder ging es dir wie David, dass du mit einer falschen Annahme zu Gott kamst?
- Wie begegnest du Gott?
- Glaubst du an Jesus Christus? Bist du bereits getauft? Wenn nicht, könnte es an der Zeit sein deinem Glauben und Vertrauen diesen Ausdruck zu verleihen?