Körper & Glaube | Eine gesunde Identität finden
Serie: EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild | Bibeltext: Galater 3,26-28; Matthäus 19,10-12
Ein Mensch, der eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus eingeht, bekommt eine umfassende Identität, die alle Teilidentitäten integriert: Er ist ein geliebtes Kind Gottes, das zur Familie Gottes gehört. Diese Hauptidentität umfasst auch unsere sexuelle Identität und gibt ihr den richtigen Stellenwert. Jesus selbst lehrt im Neuen Testament, wie ein guter Umgang mit sexuellen Neigungen aussehen soll.
Wer bin ich? Diese Frage beschäftigt uns Menschen mehr oder weniger das ganze Leben. Mögliche Antworten lauten: Mutter von Kindern, Geschäftsführer, FC Aarau-Fan, Schweizer, hetero- oder homosexuell empfindend. Wir sind immer ein Mix von Teilidentitäten. Wenn wir beginnen, einen Teil über andere zu stellen, kann es zu Konflikten und Zerbruch in unserer Identität kommen. Eine Definition von gesunder Identität lautet: Der Zustand, in dem jemand oder etwas mit sich selbst eins ist. Wenn gewisse Aspekte unserer Identität in Konflikt miteinander stehen, dann fühlen wir uns innerlich zerbrochen.
Eine umfassende Identität
Jesus hatte auch viele Teilidentitäten: Er war der Sohn von Maria und Josef, ein Single Mann, ein Rabbi, ein Jude mit dem Heimatort Bethlehem, aufgewachsen in Nazareth. Dann kam der Tag seiner Taufe. Nach dem er aus dem Wasser auftauchte, geschah folgendes: «Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: ‘Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich grosse Freude.’» (Matthäus 3,17 NLB). Dieser Zuspruch des Vaters definiert die umfassende Identität von Jesus: Er war vor allem anderen der geliebte Sohn Gottes. Alle weiteren Teilidentitäten wurden in diesem Moment der Taufe von der Zusage des Vaters umhüllt, dass Er Jesus liebt und grosse Freude an Ihm hat.
Die Taufe ist der Markstein auf dem Weg eines Menschen, bei dem er ein Leben in der Nachfolge Jesu startet. Ab diesem Moment umfasst eine neue Identität alle bisherigen Teilidentitäten. Wenn wir Jesus Christus unser Leben anvertrauen, dürfen wir Kinder Gottes sein. Und es gilt auch für dich, dass der himmlische Vater dich liebt und grosse Freude an dir hat.
Paulus beschreibt diesen radikalen Prozess einer umfassenden neuen Identität: «Und so seid ihr alle Kinder Gottes durch den Glauben an Jesus Christus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, gehört nun zu Christus. Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich – ihr seid eins in Jesus Christus» (Galater 3,26-28 NLB). Das ist spannend: Paulus sagt, dass durch die umfassende neue Identität die vielen Teilidentitäten an Bedeutung verlieren und verblassen. Unsere nationale Identität (Juden oder Nichtjuden), unsere soziale Identität (Sklaven oder Freie) sowie die sexuelle Identität (Männer oder Frauen) sind unwichtig in unserer Identität als geliebte Kinder Gottes.
Das müssen wir uns zuerst einmal ‘hereinziehen’: Die Hauptidentität eines Jesusnachfolgers ist geliebtes Kind Gottes zu sein. Familienanschluss. Zugehörigkeit zu Gottes Haushalt. Zugang zum Kühlschrank mit allen Vorräten. Die Haustür öffnet sich mit unserem Fingerprint, wenn nicht der Vater bereits mit offenen Armen davorsteht.
Die körperliche Teilidentität
Was die sexuelle Identität eines Menschen betrifft, leben wir gerade in einer spannenden Zeit. Wie schon einige Mal angetönt, lautet diesbezüglich das Leitmotiv: Ich bin das, was ich mich fühle. Dieses Grundgefühl wird auf die eigene sexuelle Teilidentität sowie auf die sexuelle Ausrichtung angewendet.
Facebook bietet seit 2014 ca. 60 Möglichkeiten an, um das eigene Geschlecht anzugeben. Da der Körper keine fixe Orientierung mehr ist, haben viele Menschen eine fragile sexuelle Identität. Man fühlt sich heimatlos im eigenen Körper. Eine Transfrau sagte einem Pastor, der über den hohen Wert des Körpers gepredigt hatte, folgendes: «Ich habe noch nirgends eine so hohe Sicht auf meinen Körper gehört, wie bei dem, das du mir erzählt hast. Ich wünschte, mein Psychiater hätte mir das damals auch gesagt.» Laut Schöpfungsbericht hat Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen (1Mose 1,27). Und Paulus betont in 1Korinther 6,12-20, dass unsere Sexualität in unserem Körper verortet ist. Warum muss sich der Körper dem Gefühl unterordnen? Im Bereich der Sexualität ist der umgekehrte Weg der Bibel entsprechend und deshalb verheissungsvoller und erfüllender.
Ebenfalls ein brisantes Thema ist die Ehe für alle. Wenn irgendjemand, sei es eine Interessengruppe oder eine Regierung, plötzlich die Bedeutung von Schlüsselwörtern ändert, sollten wir aufmerksam sein, denn dann verschafft sich eine Ideologie Platz. Kürzlich las ich, dass im Zusammenhang mit dem assistierten Suizid Wörter wie Suizid oder Töten nicht mehr benutzt werden sollen, weil damit impliziert wird, es nicht zu tun. Der Slogan der Vereinigung für humanes Sterben Exit lautet deshalb selbstbestimmt leben. Die aktive Sterbehilfe bekommt dadurch eine neue Bedeutung und ebnet sich selbst den Weg.
Wir leben gerade in einer Zeit, in der der Begriff Ehe umgedeutet wird. Über Tausende Jahre implizierte Ehe kulturübergreifend eine Beziehung zwischen Mann und Frau. Wenn man nun plötzlich von Ehen zwischen zwei Männern bzw. zwei Frauen spricht, wird das Wort Ehe radikal verändert. Diese Feststellung hat vorerst gar nichts mit einer spezifisch christlichen Weltanschauung zu tun. Auf der Grundlage einer jüdisch-christlichen Weltsicht spielt das Narrativ der Bibel eine wichtige Rolle. Ganz am Anfange der Bibel, im Schöpfungsbericht, begegnet uns eine sich wiederholende Polarität. Gott schuf Himmel und Erde, das Meer und das Festland, Tag und Nacht, etc. und zu guter Letzt Mann und Frau. Gott bildet komplementäre Paare, die dafür gedacht sind, zusammenzuarbeiten. In der letzten Szene der Bibel schafft Gott den neuen Himmel und die neue Erde. Das Symbol dafür ist die Ehe von Christus mit seiner Kirche. Das ganze biblische Narrativ arbeitet mit der Polarität und Komplementarität. Die Mann-Frau-Ehe ist Wegweiser und Zeichen für die Güte der ursprünglichen Schöpfung und Gottes Absicht für den kommenden neuen Himmel und die neue Erde. Mit dem Öffnen der Ehe für die Gleichgeschlechtlichkeit wird der Begriff Ehe neu gefüllt und seines tiefsten Sinnes und Geheimnisses beraubt. Ehen werden damit zu sozialen oder sexuellen Arrangements herabgestuft.
Empfehlungen von Jesus
Dennoch gibt es Menschen, die in ihrer Teilidentität der Sexualität homosexuell empfinden. Um herauszufinden, wie Jesusnachfolger damit umgehen können, klopfen wir bei Jesus selbst an. Eines sei schon mal deutlich gesagt: Jesus unterstützt keine Konversationstherapie, also sollten wir es auch nicht tun. Wenn ein Mensch durch das Annehmen einer umfassenden Hauptidentität und innerer Heilung auch in seiner sexuellen Identität verändert wird, ist das ein Geschenk.
Trotz der Katastrophe des Sündenfalls, der auf die Welt einbrach und vieles nicht mehr der guten Schöpfungsidee Gottes entspricht, bestätigt Jesus in Matthäus 19 die ursprüngliche Schöpfungsordnung. Der Mensch wurde als Mann und Frau geschaffen und die monogame Ehe zwischen Mann und Frau bleibt die Idee Gottes. Jesus spricht auch darüber, welchen Weg ein Mensch einschlagen kann, wenn seine Sexualität nicht dem Ideal entspricht. Jesus war sich also sehr wohl bewusst, dass nicht mehr alles ist wie im Paradies.
«Da sagten die Jünger zu Jesus: ‘Dann wäre es ja besser, gar nicht zu heiraten!’ 11 ‘Nicht jeder kann dies verstehen’, sagte Jesus. ‘Das können nur die, denen Gott dabei hilft. 12 Manche werden unfähig zur Ehe geboren, andere werden von Menschen dazu unfähig gemacht, und wieder andere haben sich dafür entschieden, um des Himmelreiches willen nicht zu heiraten. Wer dies begreifen kann, der handle danach’» (Matthäus 19,10-12 NLB). Übersetzungen die näher am griech. Text bleiben brauchen in V.12 dreimal das Wort «Verschnittene» (griech. Eunuch). Es tönt dann so: «Denn es gibt Verschnittene, die von Geburt an so sind; und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen» (Matthäus 19,12 LUT).
Der Begriff «Verschnittene» wird schon in Jesaja 56,4 benutzt und weist auf sexuelle Minderheiten hin. In dieser Prophetie ist es eine Zusage, dass der Tag kommen wird, an dem auch ‘verschnittene’ Menschen Zugang zum Reich Gottes bekommen werden. In der Sendung «Queer in der Freikirche» von SRF wurde gesagt, es sei die Meinung vieler Freikirchen, dass Homosexualität oder Trans ein Lifestyle sei, der in die Hölle führe. Dieser Aussage wird hier widersprochen.
Jesus erwähnt drei Kategorien von «Verschnittenen»: (1.) Von Geburt an Verschnittene: Hier könnten auch intersexuelle Menschen gemeint sein. Also solche, bei denen die Geschlechtsmerkmale nicht ganz eindeutig zeigen, ob sie Mann oder Frau sind. (2.) Männer, die entmannt wurden: Es gab Eunuchen, die am Königspalast arbeiteten, und die fürchterliche Praxis, dass Kriegsgefangene entmannt wurden. Damals hatten Vertreter solcher sexuellen Minderheiten keinen Zugang zum Tempel. Jesus ist revolutionär, wenn Er hier sagt, dass solche Menschen im Reich Gottes willkommen sind. Dann fügt Jesus noch eine dritte Kategorie hinzu: Menschen, die aus eigener Entscheidung auf die Ehe verzichten. Jesus denkt hier radikal zu Ende, was es bedeutet, eine neue umfassende Identität zu haben. Bis dahin war es im Judentum normal, dass man heiratete. Alles andere wurde kritisch gesehen. Was Jesus hier sagt, ist: Menschen können ohne Sex leben, aber nicht ohne Familie. In einem Artikel der Aargauer Zeitung stand, dass Sex kein Menschenrecht sei. Ehe und biologische Familie ist nicht das Wichtigste, das Reich Gottes und seine Familie ist es. Leider haben Kirchen, wie wir es sind, die Tendenz, Ehe und das Kinderhaben zu glorifizieren. Es ist aber falsch, wenn wir vermitteln, dass dies das Höchste aller Ziele ist.
In dieser Gruppe gehören aus Sicht von Theologen auch Menschen, die homosexuell empfinden. Es ist klar, dass wir von Menschen, die nicht in Christus sind und Er nicht in ihnen, nicht verlangen, ihre Homosexualität nicht auszuleben. Doch wenn wir Jesus nachfolgen, lohnt es sich auf Gottes Weisungen für ein erfülltes Leben zu hören. Ausgelebte Homosexualität entspricht nicht der Idee, dem Design Gottes. Darum öffnet Jesus hier eine Tür und sagt: Menschen, die homosexuell empfinden, sollen zölibatär leben, also wegen dem Reich Gottes auf die Ehe verzichten– wie Jesus und Paulus. Das ist ein hoher Anspruch und es ist schwierig, ihn zu vertreten. Sehr schnell wird man als diskriminierend gebrandmarkt.
Wie können wir als Kirche für solche Menschen einen Raum der Sicherheit, Gnade und Geborgenheit bieten? (1.) Menschen mit allen sexuellen Orientierungen sind herzlich willkommen. (2.) Wir sind keine Sittenwächter. Deine sexuelle Orientierung ist nicht das Wichtigste an deiner Identität. Du bist zuerst ein Kind Gottes. (3.) Wir folgen der Lehre von Jesus, auch im Ausleben unserer Sexualität.
Die wichtigste Botschaft lautet: Durch den Glauben an Jesus Christus bekommt ein Mensch eine neue umfassende Identität zugesprochen: Geliebtes Kind Gottes. Wer das fassen kann, bekommt ein neues Fundament und einen neuen Bezugsrahmen für alle seine Teilidentitäten. «Und so seid ihr alle Kinder Gottes durch den Glauben an Jesus Christus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, gehört nun zu Christus. Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich – ihr seid eins in Jesus Christus» (Galater 3,26-28 NLB).
Mögliche Fragen für die Kleingruppen
Bibeltext lesen: Galater 3,26-28; Matthäus 19,10-12
- Was ist deine erste Antwort auf die Frage, wer du seist? Welche Teilidentitäten gehören zu dir?
- Hast du die umfassende Hauptidentität schon zugesprochen bekommen? Was bedeutet sie dir in deinem Leben?
- Was für eine Rolle spielt der Körper in unserer sexuellen Identität? Inwiefern könnte eine höhere Sicht des Wertes unserer Körpers dabei helfen?
- Was sagst du zu der Empfehlung von Jesus, dass Menschen ohne Sex, aber nicht ohne Familie leben können?
- Wie können wir als seetal chile ein Ort der Gnade für Menschen aus sexuellen Minderheiten werden? Wie sieht die Balance zwischen klaren Werten und Offenheit aus?