Hoffnung für gebrochene Seelen
Serie: EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild | Bibeltext: Jesaja 42,1-9
«Er wird das geknickte Rohr nicht brechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. […]» (Jesaja 42,3 NLB). So lautet die heutige Tageslosung. Darin wird der verheissene Knecht Gottes beschrieben. Was von ihm verheissen wird, erfüllt Jesus Christus in allen Punkten. Er ist der sanftmütige Knecht Gottes, welcher das geknickte Rohr nicht bricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht. Welcher uns schwachen Menschen als geduldiger Arzt begegnet und sich in unserer Schwachheit stark zeigen will. So können wir gerade in unserer Schwäche ein Leben zu Ehren Gottes leben, im Wissen darum, dass er uns, das Schwache, auserwählt.
Jesus – der Knecht Gottes
Die heutige Predigt orientiert sich an der heutigen Tageslosung, welche in diesem vorher gelesenen Text beinhaltet ist. Dabei wird ein Bild eines sogenannten Gottesknechtes gemalt. Es ist das Bild des kommenden Retters – des Messias. Es gibt im Alten Testament viele Prophezeiungen wie denn der gesalbte Retter sein muss. Jesus Christus erfüllt jede einzelne davon. Im Abschnitt der Verse eins bis vier werden fünf Dinge erwähnt, welche auf den kommenden Knecht Gottes zutreffen sollen. Er muss auserwählt, ruhig, sanftmütig, rechtschaffen und standhaft sein. Auf die Sanftmut gehe ich später weiter ein.
Ein wichtiges Kennzeichen ist, die der Auserwählung. «Schaut her, das ist mein Knecht, den ich festhalte. Er ist mein Auserwählter und macht mir Freude. Ich habe ihm meinen Geist gegeben, damit er den Völkern das Recht bringt» (Jesaja 42,1 NLB). Doch was ist das Erkennungszeichen des Auserwählten? Das Kennzeichen ist der Geist Gottes, welcher auf ihm ruht. Nachdem Jesus Christus getauft wurde, zeigt sich dies. «Als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel sich öffnete und der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn herabkam» (Markus 1,10 NLB).
Ein weiteres Zeichen des Retters ist die Ruhe. «Er wird weder schreien und lärmen noch seine Stimme auf der Strasse hören lassen» (Jesaja 42,2 NLB). Im Neuen Testament lesen wir, dass sich Jesus nicht hetzen lässt. Wenn Jesus etwas hatte, was wir nicht haben, dann Zeit. Er handelte aus der Ruhe heraus. Auch als er von der lebensbedrohlichen Erkrankung eines guten Freundes erfährt, lässt sich Jesus nicht hetzen und bleibt noch zwei Tage dort, wo er war, bevor er sich auf den Weg zu ihm macht. Jesus lässt sich nicht hetzen! Wie Paulus es ein paar Jahrzehnte später schreibt, ist Jesus nicht dem Zeitgeist unterlegen. «Wir setzen die mächtigen Waffen Gottes und keine weltlichen Waffen ein, um menschliche Gedankengebäude zu zerstören» (2. Korinther 10,4 NLB).
Ausserdem ist der Retter etwas, was ich mit rechtschaffen beschreiben würde. «[…] Er wird das Recht wahrheitsgetreu ans Licht bringen» (Jesaja 42,3 NLB). Das Recht ist in diesem Abschnitt etwas Wichtiges. Es kommt in den vier ersten Versen von Jesaja 42 dreimal vor. Der verheissene Gottesknecht bringt das Recht den Völkern, er bringt das Recht ans Licht und er richtet das Recht auf der Erde auf. Wo Gott Recht schafft, da entstehen Heil und Gerechtigkeit. Dabei ist entscheidend, dass Gott die Gerechtigkeit durchsetzen muss. Denn er kann in seiner Gegenwart kein Unrecht dulden. Um in seine Nähe zu kommen, muss daher das Recht aufgerichtet werden. Dabei geht es aber nicht bloss darum, dass etwas korrekt ausgeführt wird. Sondern Gottes Gerechtigkeit geht immer auch Hand in Hand mit Güte, Treue und hilfreichem Erbarmen. Dies zeigt sich insbesondere, dass dort wo das Recht aufgerichtet, also durchgesetzt wird, Gott den Menschen in Heil und Treue begegnet. Genau dies hat Jesus gemacht. Er hat dem Recht Geltung verschaffen, indem er den Preis bezahlte, damit das Unrecht aus dem Weg geschaffen werden kann. Dadurch hat er alle Menschen, welche an ihn glaubten freigemacht.«Nur dann, wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei» (Johannes 8,36 NLB).
Der letzte Punkt ist derjenige, welchen ich mit standhaft beschreibe. «Er wird nicht müde werden oder zerbrechen, bis auf der ganzen Erde das Recht fest gegründet dasteht. […]» (Jesaja 42,4 NLB). Jesus vollbrachte seinen Auftrag und ging ihn standhaft bis zum Ende. Als er am Kreuz starb, macht er die Aussage «Es ist vollbracht». Jesus hat den Willen Gottes bis zuletzt ausgeführt (Johannes 19,30).
Geknicktes Rohr, glimmender Docht
Die heutige Tageslosung besteht aus dem ersten Teil des Verses drei. «Er wird das geknickte Rohr nicht brechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. […]» (Jesaja 42,3 NLB). Dieser Text wurde in einer Zeit geschrieben, als die Israeliten im Exil waren. Ein Teil der Bevölkerung wurde ins Ausland deportiert und so sind vor allem zwei Fragen von Bedeutung. Ist der Gott Israels wirklich Gott? Und wenn ja, was kann er tun? Den anscheinend ist der Gott Israels am Boden. Denn andere Völker sind mächtiger als Israel. Zu damaliger Zeit hatte jedes Volk ihren eigenen Gott, war ein Volk stark, musste also auch ihr Gott stark sein. Und war ein Volk schwach, dann war auch ihr Gott schwach. Doch hier kommt ein entscheidender Unterschied, welcher vom Gott Israels ausgesagt wird und welches auch sein Alleinstellungsmerkmal ist! Er kennt als einziger die Zukunft. Dies wird immer wieder betont. So auch in Vers neun, welcher zu Beginn der Predigt vorgelesen wurde.
Das geknickte Rohr und der glimmende Docht sind ein Bild für Israel. Beim Rohr handelt es sich um ein Binsengewächs, welches zum Flechten für Körbe etc. gebraucht wird. Wird es abgeknickt, kann es nicht mehr weiterwachsen. Der Docht ist aus Flachs hergestellt. Glimmt er nur noch, ist die Öllampe kurz vor dem Erlöschen und erfüllt somit ihre Funktion nicht mehr. Beides sind Bilder für die Situation von Israel. Es sollte ein grosses, starkes Gottesvolk als gutes Beispiel für andere sein. Es sollte ein Licht sein für die anderen Völker. Doch weshalb ist Israel nun in dieser selbstverschuldeten Lage? Sie haben sich nicht an und nach Gott ausgerichtet. Dass Israel wieder angenommen werden kann, kann nur durch Vergebung geschehen. Es kann nur dadurch geschehen, dass stellvertretend der Gottesknecht sterben muss.
Auf der anderen Seite sind das geknickte Rohr und der glimmende Doch Bilder für uns Menschen. Es ist ein Bild vom Inneren. Gerne wären wir gerade im Leben, fest verankert und unerschütterlich. Gerne wären wir voller Power, nicht aus- oder abgebrannt. Aber leider sieht es in der Regel anders aus. Social Media ist kein Abbild der Realität. Mehr als 1/3 der Schweizer Bevölkerung haben gemäss schweizerischer Gesundheitsbefragung 2022 ein dauerhaftes Gesundheitsproblem. Fast 1/5 haben mit psychischen Herausforderungen zu kämpfen. Wir sind Menschen die psychisch angeschlagen sind. Wir sind Menschen, die gesundheitlich angeschlagen sind. Wir sind Menschen, die Mühe haben mit ihrem Partner. Wir sind Menschen, die keine Geduld mit den Kindern haben. Wir sind Menschen, die jede Abkürzung nehmen um fünf Minuten schneller zu sein. Wir sind Menschen, deren Lebensgeschichte sie immer wieder einholt. Wir sind Menschen, die unter der Last dessen, was das Leben für sie bereithält, schier zusammenbrechen. Dazu gesellt sich die Herausforderung, dass wir in gewissen Situationen selbst nicht mehr herauskommen. Wir können das Feuer selbst nicht entfachen. Wir können das abgeknickte Rohr selbst nicht aufrichten. In solchen Situationen können Gespräche helfen. Ein erster Schritt kann sein sich jemandem zu öffnen. Bei uns in der seetal chile haben wir verschiedene Angebote unter dem Oberbegriff Mentoring zusammengefasst. Herzliche Einladung davon Gebrauch zu machen.
Herausforderungen sind schwierig und begegnen allen Menschen. Ein amerikanisches Sprichwort besagt. «Either they will make you or they will break you!». Entweder sie formen dich, oder sie brechen dich. Ich sage nicht, dass es leicht ist, aber dass es Wert ist sich mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen.
Jesus – der Sanftmütige
In Matthäus 12,18-21 werden die Jesaja Worte zitiert und auf Jesus Christus bezogen. Er ist der Gottesknecht, welcher all dies erfüllt und ausführt. Er ist der Gottesknecht, welcher dem Volk Israel verheissen wurde. Das Volk Israel hat ein selbstbestimmtes, unabhängiges und von Gott losgelöstes Leben geführt. Dies ist der Inbegriff von anderen Göttern nachfolgen. Dies hat Gott dem Volk aber mehrmals eindrücklich verboten. «Du sollst sie weder verehren noch dich vor ihnen zu Boden werfen, denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott! Ich lasse die Sünden derer, die mich hassen, nicht ungestraft, […]» (5. Mose 5,9 NLB). Die Grundlage für das strenge Handeln Gottes an seinem Volk ist der Bundeschluss zwischen diesen beiden Parteien. «Dieser Bund zwischen uns soll auch für die kommenden Generationen gelten, er wird für alle Zeit Gültigkeit haben zwischen mir und deinen Nachkommen. Ich will dein Gott und der Gott deiner Nachkommen sein» (1. Mose 17,7 NLB). Das Volk Israel hätte es verdient, dass Gott das geknickte Rohr abbricht und den glimmenden Docht erlischt. Es hat kein Anrecht darauf, dass Gott gnädig handelt.
Aber Gott bleibt sich selbst treu. Er steht zu seinem Wort, welches er seinem Volk gegeben hat. Er steht aber auch dazu, dass der Gerechtigkeit genüge getan werden muss. Der Bund muss wiederhergestellt werden. Der entscheidende Punkt ist der: Wiederherstellung geht nur durch Vergebung. Vergebung ist die Entscheidung Gottes, dass er Israel, obwohl sie an ihm schuldig wurden und ihm nicht mehr nachfolgen wollten, vergeben will. Doch nur Gott kann dies tun! Deshalb muss der Gottesknecht leiden, sterben und so den Weg zu Gott freimachen. Jesus ist wie gesagt dieser Gottesknecht. Seine Aufgabe ist es den Bund wiederherzustellen. Doch er macht noch mehr. Er schliesst einen Neuen Bund, indem die Abstammung nicht mehr das entscheidende Element ist.
Was macht nun Jesus mit uns den geknickten und ausgebrannten Menschen? Er macht das gleiche wie für das Volk! Er gibt sein Leben, damit der Gerechtigkeit genüge getan wird. Er bricht das geknickte Rohr nicht ab und löscht den glimmenden Docht nicht aus. Er begegnet den Menschen vielmehr als Arzt. «Da machten die Pharisäer und Schriftgelehrten den Jüngern von Jesus heftige Vorhaltungen: ‘Wie könnt ihr nur mit diesem Abschaum essen und trinken?’ Jesus antwortete ihnen: ‘Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um Sünder zur Umkehr von ihren Sünden zu rufen, und nicht, um meine Zeit mit denen zu verbringen, die sich schon für gut genug halten’» (Lukas 5,30-32 NLB). Sünde meint das Leben im Widerspruch zu dem, wie es sich Gott wünscht. Diese Hoffnung, dass Jesus der gute Arzt ist, der mir hilft macht es nicht leicht, aber leichter.
In unserem Jahresthema «EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild» setzen wir den Fokus auf verschiedene Schwerpunkte. Während den Ferien und Feiertagen sind wir ausserhalb dieser Schwerpunkte unterwegs. Am 5. Januar hielt ich die Startpredigt zum Thema «Beziehungen | Jesus wirbt um seine Braut». Die Nachfolger von Jesus sind die Braut und Jesus der Bräutigam. Dabei tauchten wir in die alte Verlobungszeremonie ein. Die Verlobung beginnt durch das Schliessen der «ketubba», dem Ehevertrag. Dieser verändert unmittelbar den Status der Braut. Die Verlobung hat somit eine klare Stossrichtung auf die Hochzeit zu und beide kommen nicht so leicht davon los. In dieser Verlobungszeit haben beide Partien klare Aufträge. Der Bräutigam bereitet ein zuhause vor. Wenn er fertig ist, kommt er zurück und holt seine Frau zu sich. Die Braut ist in dieser Zeit stark beschäftigt mit dem Weben von Wandteppichen für das Zukünftige zuhause. Nachfolger von Jesus als Braut haben die Aufgabe ihr Leben so zu gestalten, dass es ihrem Bräutigam alle Ehre macht. Doch das Weben geschieht nach dem Unterzeichnen der «ketubba». Also nachdem Jesus als Gottesknecht alles bezahlt und den Zugang zu Gott wiederhergestellt hat. Das Weben ist eine Reaktion auf das, was Jesus getan hat – nicht umgekehrt.
Das Jahresthema hat die Gefahr, dass das Gefühl entsteht, ich muss alles aus meiner Stärke machen. Aber es geht beim Thema «EIFACH muetig» vielmehr auch darum, aus meiner Schwäche heraus konkrete Schritte in der Nachfolge zu tun – mit Gottes Hilfe und aus der Kraft des Heiligen Geistes. «Gott hat das auserwählt, was in den Augen der Welt gering ist, um so diejenigen zu beschämen, die sich selbst für weise halten. Er hat das Schwache erwählt, um das Starke zu erniedrigen» (1. Korinther 1,27 NLB). Jesus lässt das geknickte Rohr nicht einfach so per Zufall stehen. Sondern er wählt gerade dies aus! Jesus lässt den fast erloschenen Docht nicht einfach so per Zufall glimmen. Sondern er wählt gerade dies aus! Jesus lässt dich in deiner Herausforderung nicht einfach so aus Goodwill bestehen. Sondern er wählt gerade DICH aus! Jesus wählt das Schwache aus!
Deshalb webe ich meinen Teppich aus meiner Schwäche heraus. Der Heilige Geist hilft mir als geknickter, ausgebrannter Mann dies zu tun. Eine kleine Nebenbemerkung. Der glimmende Docht, welcher der Gottesknecht nicht auslöscht, ist aus Flachs gemacht. Daraus wurden und werden Textilfasern gewonnen. Gott kann auch meine Gebrochenheit gebrauchen, um mit mir an meinem Wandteppich zu weben.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: Jesaja 42,1-9
- Welcher Aspekt, den der Gottesknecht erfüllen wird, spricht dich am meisten an? Weshalb?
- In welchem Lebensbereich oder Situationen fühlst du dich momentan abgeknickt oder ausgebrannt? Was machst du solchen Situationen?
- Hast du Jesus bereits als Arzt in deinem Leben erlebt? Lege im Gebet deine Herausforderung ihm hin und bitte ihn, dass er sich dir zeigt.
- In der Regel wünschen wir uns einen schnellen Ausweg aus schwierigen Zeiten. Rückblickend sind es aber gerade die Erfahrungen, welche wir in Herausforderungen machen, welche uns langfristig weiterhelfen. Wie schaffen wir es, dass wir schwierige Zeiten ausstehen und sie uns zum positiven Formen?
- Wie könnte gerade deine Schwäche einen Unterschied in deiner persönlichen Jesusnachfolge machen? Wie kannst du mit und in deiner Schwäche Gott zu Ehren dein Leben weben?