Datum: 14. Mai 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2. Mose 34,14, 4. Mose 20,1-13, 5. Mose 4,24, Jesaja 9,6, Johannes 2,13-25

Gott stellt sich selbst als «der Eifersüchtige» vor. Geht es um das Volk Israel, dann kann es Gott nicht erdulden, wenn sie einem anderen Gott nachfolgen. Denn er hat sie für sich auserwählt. Die Heiligkeit und Eifersucht Gottes gehören nah zusammen. Weil das Volk Israel heilig sein soll, trifft es Gottes Eifersucht, wenn es Gott untreu wird. Gottes Eifer sucht uns Menschen. In Jesus Christus kommt uns Gott nahe und er setzt sich für uns ein.


Eifersucht ist in unseren Ohren immer negativ konnotiert. Eifersucht ist kein Attribut, auf welches wir stolz sind oder welches wir gerne von anderen hören. Doch Gott selbst beschreibt sich als ein eifersüchtiger Gott. Heute wollen wir eine Entdeckungsreise zu Gottes Eifersucht machen.

Gottes Name ist «der Eifersüchtige»

Das Volk Israel lebte vierhundert Jahre lang in Ägypten. Danach zog es von dort aus und näherte sich dem verheissenen Land. Unterwegs gibt Gott ihnen einige Anweisungen, wie sie ihr Leben miteinander und auch das Leben als Gottes heiliges Volk organisieren sollen. Doch das Land Kanaan ist nicht ein unbewohntes Gebiet, sondern schon vorher siedelten sich dort verschiedene Völker an. Die Anweisungen, die Gott dort gibt, sind für uns heute kaum vorstellbar. Denn die Völker vor Ort sollen vertrieben, ja einige sogar getötet werden. Der Grund dafür liegt darin, dass diese Völker ihre Hoffnung in andere Götter als den Gott der Bibel setzen. Auf die Anordnung zur Vertreibung der bisherigen Einwohner folgt die Begründung. «Denn du sollst keinen anderen Gott anbeten. Denn der HERR, dessen Name ‚Der Eifersüchtige‘ ist, ist ein eifersüchtiger Gott» (2. Mose 34,14 SLT). Im hebräischen bedeutet die Wurzel «qn’» so viel wie neidisch, eifersüchtig sein, beneiden, eifern oder eifersüchtig machen. Je nach Kontext und Verwendung kann sich die Bedeutung zu einem der verschiedenen, in der Wurzel angelegten Richtungen bewegen. In diesem Vers hier kommen zwei Wörter vor, welche die Wurzel «qn’» haben. Daher die Doppelung im Deutschen. Gottes Name ist zum einen «der Eifersüchtige», zum anderen ist dies auch eine Wesensbeschreibung. Er ist nicht nur eifersüchtig, sondern auch in seinem Handeln ist er eifersüchtig. Im Zusammenhang mit dem vorliegenden Vers zeigt sich Gottes Eifersucht darin, dass er will, dass sie nur ihn allein anbeten. Es macht ihn eifersüchtig, wenn sie bei anderen Göttern ihr Heil suchen. So wie ich eifersüchtig werde, wenn mein Sohn Hosea zu lange weg von mir ist, so will auch Gott, dass sein Volk bei ihm ist. Er möchte, dass sie ihn allein als ihren Gott anbeten.

Was macht diese Aussage von Gott ist eifersüchtig mit dir? Vielleicht passt es ja gerade in das Bild, welches du von Gott hast. Ein Bild von aggressiv, unzugänglich oder zumindest unverständlich. Es kann aber auch sein, dass dich diese Beschreibung Gottes aufregt. Eifersucht ist nun wirklich keine positive Eigenschaft. Doch dies stimmt nicht direkt. Denn bei uns ist zwar Eifersucht immer negativ, aber es gibt EINE gute Eifersucht – Gottes Eifersucht. Wird Eifersucht positiv verstanden, dann bezeichnet sie die leidenschaftliche Hingabe zu etwas, das einem rechtmässig gehört. Dies ist beim Volk Israel der Fall. Gott hat sich dieses Volk für sich auserwählt. «Denn ihr seid ein heiliges Volk, ihr gehört ganz dem HERRN. Er hat euch aus allen Völkern der Welt zu seinem Eigentum erwählt» (5. Mose 14,2 HfA). Daher ist Gott eifersüchtig, wenn sein Volk ihn nicht verehrt. Gott will nicht, dass jemand anderem ausser ihm Ehre zukommt. Ist denn Gott egoistisch? Nein auf keinen Fall. Wenn er wirklich Gott ist, der Urheber von allem und selbst über allem, dann kann er niemand anderem Ehre geben als sich selbst! So wie das Volk Israel ihm gehört, so auch die Ehre.

Gott ist eifersüchtig

Die Eifersucht Gottes ist auch eine Grundlage für seine Entscheidungen. Für den Weg von Ägypten bis zum verheissenen Land wurde Mose als Führer eingesetzt. Er stand den Israeliten vor, brachte sie von Ägypten bis an die Grenzen Kanaans und führte sie vierzig Jahre durch die Wüste. Doch er selbst durfte nicht in das verheissene Land. Als Begründung wird ein Fehlverhalten von Mose geschildert. Die Israeliten waren unterwegs in der Wüste (4. Mose 20,1-13) und wieder einmal klagten sie bei Mose. Diesmal fehlte es an Trinkwasser. Also ging Mose zusammen mit seinem Bruder Aaron zum Zelt der Begegnung und fragte Gott um Rat. Dieser gab ihnen die Anweisung, dass sie einen Stab aus dem Heiligtum nehmen sollten und damit zu einem Felsen gehen sollten. Dort beim Felsen angekommen sollten sie mit dem Stein sprechen und Gott würde Wasser aus ihm fliessen lassen. Doch was taten die beiden? «Anschliessend liessen er und Aaron das Volk vor dem Felsen zusammenkommen. ‘Hört zu, ihr eigensinnigen Menschen!’, rief Mose. ‘Was meint ihr? Werden wir euch Wasser aus diesem Felsen quellen lassen?’ Und Mose holte aus und schlug zweimal mit dem Stab auf den Felsen. Da strömte Wasser heraus, sodass alle Israeliten und ihr Vieh genug zu trinken hatten» (4. Mose 20,10-11 NLB). Gott gab den Auftrag zum Felsen zu sprechen, aber Mose schlug darauf. Somit gehorchte er Gott nicht und was noch viel schwerwiegender war, er nahm ihm die Gelegenheit sich seinem Volk zu zeigen. Die Konsequenz? Mose und Aaron dürfen nicht ins verheissene Land. All die Jahre änderte Gott seine Meinung nicht. Mose darf zwar das Land von einem Hügel aus ansehen, doch kurz darauf wird er sterben. Die Begründung für diesen harten Entscheid folgt unmittelbar. «Denn ihr habt mir beide vor den Israeliten nicht gehorcht, und zwar am Wasser von Meriba-Kadesch in der Wüste Zin. Dort habt ihr es versäumt, den Israeliten meine Heiligkeit vor Augen zu führen. Deshalb sollst du das Land, das ich den Israeliten gebe, nur aus der Ferne sehen, aber du wirst es nicht betreten» (5. Mose 32,51-52 NLB).

Die Heiligkeit und Eifersucht Gottes hängen eng zusammen. Denn Heiligkeit bedeutet abgesondert zu sein. Wenn sich nun Gott ein Volk, eine Gruppe oder einzelne Menschen aussucht, will er eine Absonderung vom Rest, welcher nicht ausgewählt wurde. Dass diese beiden Dinge zusammengehören, zeigt sich an einer weiteren Geschichte aus dem Alten Testament. Der Nachfolger von Mose wurde Josua. Dieser führte das Volk ins verheissene Land und half mit, es in grossen Teilen einzunehmen. Am Ende seines Lebens schliesst er einen Bund zwischen dem Volk Israel und Gott. In diesem Zusammenhang macht er eine deutliche und schwere Warnung. «Daraufhin sagte Josua zum Volk: Ihr könnt dem HERRN nicht dienen, denn er ist ein heiliger und eifersüchtiger Gott. Er wird eure Auflehnung und Sünde nicht vergeben» (Josua 24,19 NLB). Wenn das Volk sich anderen Göttern zuwendet, dann wird dies verheerende Konsequenzen nach sich ziehen – die Vernichtung des ganzen Volkes. Kurze Randbemerkung: Diese Androhung der Konsequenzen klingt gar nicht so, wie wir Leute zu einem Leben mit Gott einladen würden. Dennoch erreicht sie das gleiche Ziel. Das Volk willigt in den Bund mit Gott ein. Sie sagen ja zu einem heiligen und eifersüchtigen Gott. Gottes Volk ist sein Volk und es gehört niemand anderem. Die Eifersucht Gottes ist für den, welcher sie trifft nicht ungefährlich und nichts hält ihr stand. «Denn der HERR, euer Gott, ist ein verzehrendes Feuer, er ist ein eifersüchtiger Gott!» (5. Mose 4,24 NLB). Die Eifersucht Gottes macht alles zunichte und lässt nichts übrig.

Gottes Eifer sucht uns Menschen

Das Alte Testament wurde hebräisch geschrieben und im Laufe der Zeit wurde eine vollständige Übersetzung davon ins Griechische gemacht. Diese wird Septuaginta genannt. Beim Griechischen ist es das gleiche wie beim Neuen Testament. Ich finde es jeweils spannend zu sehen, welches Wort in der Septuaginta benützt wird und wo es dann im Neuen Testament benützt wird. Für die Wörter mit der hebräischen Wurzel «qn’» werden Wörter mit der griechischen Wurzel «zeo» benutzt. Spannend ist, dass dieses in der Grundbedeutung nichts mit Eifer, Eifersucht oder Neid zu tun hat. Sondern mit einer alltäglichen Tätigkeit – dem Kochen. «zeo» bedeutet kochen, heiss sein oder glühen. Daher passt doch der deutsche Ausdruck vor Wut kochen nicht schlecht. Wenn wir kochen wollen, dann muss Energie da sein. Etwas, was beim Eifer und der Eifersucht sicher nicht fehlt. Die Bedeutungen von «zeo» sind nicht grundsätzlich negativ. Wir könnten sogar so weit gehen und sagen «Gott glüht für Menschen». Denn in seinem Eifer sucht Gott uns Menschen. Bereits der Prophet Jesaja verheisst im Alten Testament einen Friedenfürst. «Seine Herrschaft ist gross und der Frieden auf dem Thron Davids und in seinem Reich wird endlos sein. Er festigt und stützt es für alle Zeiten durch Recht und Gerechtigkeit. Dafür wird sich der HERR, der Allmächtige, nachhaltig einsetzen» (Jesaja 9,6 NLB). Die Schlachter Bibel übersetzt den letzten Satz folgendermassen. «[…] Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun!» (Jesaja 9,6 SLT). Dieser verheissene Friedefürst ist Jesus Christus. Der Eifer Gottes für uns Menschen war der Grund für die Sendung von Jesus Christus. Dieser ging für uns aufs Ganze und starb am Kreuz.

Zu seinen Lebzeiten setze sich Jesus für die Menschen ein, damit sie Gott begegnen können. Ich möchte eine Begebenheit exemplarisch herausheben. Diese ist insbesondere bedeutend, weil wir hier Jesus zum einen wütend erleben, zum anderen er sich für die Nichtjuden einsetzt (Johannes 2,13-25). Jesus kam für ein Fest nach Jerusalem und ging in den Tempel dort. Dieser hatte verschiedene Bereiche. Ganz innen war das Allerheiligste, dann das Heiligste und danach folgten unterschiedliche Vorhöfe. Es war immer genau definiert, bis wo welche Personengruppe gehen durfte. Zu äusserst war der sogenannte Vorhof der Heiden. Bis dort durften Nichtjuden kommen. Dieser Bereich war für die damalige religiöse Führung nicht heilig. Daher wurde dieser sehr wahrscheinlich als Marktplatz benutzt. Denn die Menschen kamen von überall her, um ihre Opfer darzubringen. Damit sie nicht hunderte Kilometer mit den Tieren zurücklegen mussten, konnten sie diese vor Ort kaufen. Damit sie aber auch mit der richtigen Währung zahlen konnten, gab es auch Geldwechsler. Dieser Vorhof war also gefüllt mit allerlei praktischen Ständen: Viehhändler, Taubenverkäufer und Geldwechsler. Doch nun folgt eine Szene, welche für viele nicht in das Konzept eines liebenden, sich für alle aufopfernden Jesus passt. Denn er macht sich aus Stricken eine Peitsche und treibt alle Tiere, Händler und Geldwechsler raus. Er schleudert das Geld auf den Boden und wirft die Tische der Geldwechsler um. «Da erinnerten sich die Jünger an die Prophezeiung aus der Schrift: ‚Die Leidenschaft für dein Haus brennt in mir‘» (Johannes 2,17 NLB). Dieses Zitat stammt aus dem Psalm 69,10 und dort steht für Leidenschaft ein Wort mit der Wurzel «qn‘». Der Eifer und die Leidenschaft Gottes hängt eng mit seiner Eifersucht zusammen. Während Eifer und Leidenschaft die positive Richtung der gleichen Medaille ist, so zeigt sich Gottes Eifersucht dann, wenn etwas gegen Gottes Heiligkeit und Ehre läuft.

Doch was geschah dort im Tempelvorhof? Jesus Christus machte dort Platz für dich! Er wollte, dass die Nichtjuden ungehindert in Gottes Gegenwart kommen können. Im ganzen Trubel des Marktplatzes war dies schlicht unmöglich. Doch Jesus machte den Weg frei. Mit Eifer sucht Jesus Christus nach uns Menschen und setzt sich für uns ein. Es ist der gleiche Eifer, welcher Jesus dazu antrieb, den Weg zu Gott zu öffnen, wie auch den Weg für Mose ins verheissene Land zu schliessen. Er möchte, dass wir keine anderen Götter anbeten, egal in welcher Form. Er möchte, dass wir ihm alleine nachfolgen. «Denn du sollst keinen anderen Gott anbeten. Denn der HERR, dessen Name ‚Der Eifersüchtige‘ ist, ist ein eifersüchtiger Gott» (2. Mose 34,14 SLT).

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 2. Mose 34,14; 4. Mose 20,1-13; Johannes 2,13-25

  1. Was macht die Aussage Gottes Name ist «der Eifersüchtige» mit dir? Wie stellst du dir einen eifersüchtigen Gott vor?
  2. Wie könnte Eifersucht positiv verstanden werden, wenn sie mit Gott zusammenhängt?
  3. Beschreibe das Geschehen aus 4. Mose 20,1-14. Was fällt dir auf? Verstehst du das «Vergehen» von Mose und Aaron? Was fällt dir schwer?
  4. Gottes Heiligkeit und Eifersucht hängen nahe zusammen. Wo siehst du die Nähe? Wo fällt es dir schwer?
  5. Gott sucht mit Eifer nach uns Menschen. Wie sieht deine Antwort auf diese leidenschaftliche Suche nach dir aus? Wie sieht es mit anderen Göttern in deinem Leben aus?
  6. Kannst du das Verhalten von Jesus Christus im Tempel einordnen? Was ging dir neu auf?