Glaube fordert Handeln
Serie: Heilig - Heilig - Heilig | Bibeltext: Jakobus 2,17
Oft denken wir, Glauben hat nur etwas mit einer inneren Einstellung und unseren Gedanken zu tun. Die Bibel jedoch lehrt uns, dass Glauben auch viel damit zu tun hat, wie wir handeln und uns verhalten. Wie verwurzelt unser Glaube ist äussert sich in unseren Taten. Es geht dabei nicht um fromme Handlungen, sondern ein Handeln aus dem Glauben heraus. Und dieser Glaube hat immer seine Wurzel in der Begegnung mit dem heiligen Gott.
Ich möchte heute mit einem kleinen Witz in die Predigt starten. Ein älteres Ehepaar liegt nachts im Bett. Der Mann ist unruhig, kann nicht schlafen und dreht sich immer wieder hin und her. Irgendwann wird es der Frau zu viel und sie fragt ihn, was los sei. Er fängt fast murmelnd an: «Also, ähm, denkst du nicht es wäre wieder einmal Zeit für…naja du weisst schon.» Die Frau versteht nicht ganz. «Schatz, was meinst du?» Er wiederum erwidert: «Komm, du weisst doch was ich meine. Es fängt mit S an und hört mit X auf.» Die Frau nun recht empört meint dazu: «Also hör mal, es ist jetzt schon halb zwölf nachts. Selbst dir müsste doch klar sein, dass es einfach zu spät ist, jetzt noch der Spitex anzurufen!».
Der Glaube von Abraham und Sarah
Ich werde euch heute tatsächlich von einem älteren Ehepaar aus der Bibel erzählen, denen es sehr ähnlich ging. Die Rede ist von Abraham und Sarah. Gott gibt Abraham als dieser 75 Jahre alt ist die Verheissung aus ihm ein grosses Volk zu machen, ihm viele Nachkommen zu schenken und diesen Nachkommen ein grosses, fruchtbares Land zu geben. Doch Abraham und Sarah waren schon alt und konnten bis anhin keine Kinder zeugen. Auch nach der Verheissung änderte sich dies für eine lange Zeit nicht. Irgendwann versuchten es die beiden auch noch auf ihre eigene Art, indem Abraham mit Sarahs Magd Hagar ein Kind zeugte. Um es kurz zu machen, abgesehen von viel Drama hat diese Aktion nicht viel gebracht und obwohl Abraham nun einen Sohn hatte, war dies nicht die Erfüllung von Gottes Verheissung.
In 1. Mose 18 können wir lesen, wie die Geschichte der beiden weitergeht, nachdem Gott seine Verheissung mehrfach wiederholt hat und mit Abraham einen Bund geschlossen hat. Gott erschien Abraham in der Gestalt von drei Männern. Abraham begreift sofort, wer da vor ihm steht und setzt alle Hebel in Bewegung, um dem Herrn ein Festmahl zu bieten. Als sie assen, spielte sich folgende Szene ab: «Da sprach er: Wahrlich, übers Jahr um diese Zeit komme ich wieder zu dir, siehe, dann hat Sara, deine Frau, einen Sohn. Und Sara horchte am Eingang des Zeltes, der hinter ihm war. Abraham und Sara aber waren alt, hochbetagt; es erging Sara nicht mehr nach der Frauen Weise. Und Sara lachte in ihrem Innern und sagte: Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich ⟨noch⟩ Liebeslust haben? Und ⟨auch⟩ mein Herr ist ja alt!» (1. Mose 18,10-12 ELB).
Ich muss leider gerade alle enttäuschen, die dachten, Sarah habe gelacht, weil sie ihre Tage nicht mehr hatte. Sie hatte sie zwar tatsächlich nicht mehr, aber gelacht hat sie, weil die beiden schon lange nicht mehr miteinander geschlafen haben. Warum hebe ich das so hervor? Man kann es schliesslich als einfaches Detail ansehen. Für mich ist es nicht nur ein Detail, sondern zeigt den absolut engen Zusammenhang zwischen Glauben und Handeln. Abraham und Sarah waren genug aufgeklärt, um zu wissen, wie Kinder entstehen. Wäre es da nicht absolut logisch gewesen, Sex zu haben, wenn man doch daran glaubt, dass Gott einem ein Kind schenken wird? Wahrscheinlich hätten sie mit grosser Überzeugung gesagt, dass sie Gott glauben und auf sein Wort vertrauen. Ihr Handeln offenbart jedoch schonungslos, dass in diesem Moment ihr Glauben nicht besonders weit reichte.
Hier wird uns klar, wie eng Glauben und Handeln ineinander verwoben sind. Mein Mann und ich schon unzählige Sportarten ausprobiert. Eine Sportart, die uns sehr gut gefällt ist das Klettern. Obwohl wir es sehr gerne machen, nehmen wir uns sehr selten nur Zeit dafür und es gibt dadurch oft grosse Pausen zwischen zwei Besuchen in der Kletterhalle. Während mein Mann in diesem Bereich sehr furchtlos ist, sieht es bei mir anders aus. Ich bin immer etwas vorsichtig bei den ersten paar Griffen, bis ich mich wieder daran gewöhnt habe. Wenn du mich heute fragen würdest, ob ich meinem Mann vertraue, würde ich dir sehr klar und überzeugt sagen «Ja, auf jeden Fall! Ich vertraue ihm blind!». Wenn ich jedoch so 12 Meter über dem Boden an einem einer Wand mich festhalte und du mich dann fragst, ob ich meinem Mann vertraue, ist das etwas ganz anderes. Ich bin plötzlich unsicher, finde Ausreden, weshalb ich ihm vielleicht in dem Moment nicht ganz vertraue, und ich muss mir selber eingestehen, dass ich wahrscheinlich doch nicht so blind vertraue. Es braucht in diesem Augenblick meine bewusste Entscheidung, trotz der Angst, meinem Mann doch zu vertrauen. Dort äussert sich diese Entscheidung sehr klar in meinem Handel. Ich zeige meinen Entschluss zu vertrauen, wenn ich die Knöpfe an der Wand loslasse und mich ins Seil fallen lasse. Es ist auch gegenüber Gott so viel leichter in unseren Liedern, Gebeten und Gesprächen mit anderen aus der Kirche zu erzählen, dass man Gott vollkommen vertraut und einen tief verwurzelten Glauben besitzt. Aber in unserem Verhalten entlarvt sich leider oft, dass unser Glaube wohl tatsächlich oftmals kleiner als ein Senfkorn ist.
Glauben umgangssprachlich vs. Glauben biblisch
Grund für diese Diskrepanz zwischen unserem Sprechen und unserem Handeln liegt, meiner Meinung nach, weniger an unserer bösen Absicht als vielmehr an unserem Verständnis vom Konzept «Glauben». Wenn wir umgangssprachlich von Glauben sprechen, dann meinen wir etwas, was irgendwo zwischen Vermuten und Wissen liegt. Ich denke es gibt zwei grosse Fehlannahmen über den Glauben, die wahrscheinlich dem kulturellen Verständnis geschuldet sind und dem biblischen Verständnis von Glauben widersprechen. Erstens denken wir der Glaube ist etwas, was sich in unserem Kopf und vielleicht unserem Herzen abspielt. Wir sprechen vom Glauben als ein an unser Denken gebundenes Konzept. Teilweise steht es noch im Zusammenhang mit unseren Emotionen, aber es ist nicht an unser Handeln gebunden. In der Bibel sehen wir jedoch ein anderes Verständnis von Glauben. In Jakobus 2,17-22 lesen wir: «So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot. Es wird aber jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen! Du glaubst, dass ⟨nur⟩ einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern. Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist? Ist nicht Abraham, unser Vater, aus Werken gerechtfertigt worden, da er Isaak, seinen Sohn, auf den Opferaltar legte? Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und der Glaube aus den Werken vollendet wurde» (Jakobus 2,17-22 ELB).
Das sind harte Worte und Luther hätte sie am liebsten aus der Bibel gestrichen. Wir wissen ja, es ist der Glaube, der uns rettet und nicht die Taten. Auf jeden Fall ist das so. Aber diese Bibelstelle zeigt uns auf, wie eng verwoben Glauben und Handeln sind. Die Bibel zeichnet ein so viel ganzheitlicheres Bild vom Glauben. Ich finde es so schön wie es hier bei Jakobus beschrieben wird. Abraham ist das grosse Glaubensvorbild. Warum ist das so? Weil sich sein tief verwurzelter Glaube offenbart hat, indem, wie bedingungslos er Gott gehorchte. Seine Taten waren der sichtbare Beweis seines Glaubens. Mir ist hier auch wichtig zu erwähnen, was die Stossrichtung ist. Ich will hier nicht frommes Verhalten predigen. Es ist nicht der Glaube, der aus den Taten heraus entsteht. Es ist der Glaube, der uns zu den Taten herausfordert. Die Taten bringen nicht den Glauben hervor, sondern vollenden diesen. Mir ist es wichtig zu betonen, dass es mir nicht um ein Anklagen unseres Verhaltens geht. Ich möchte euch einfach mitnehmen auf eine Reise, um zu entdecken, wie viel umfangreicher Glauben ist. Und ja, ich bin auch der Meinung, dass es schlussendlich vielleicht mehr mit unserem Handeln verknüpft ist, als uns dies oft lieb ist. Es kann unangenehm sein zu merken, dass wir gar nicht so gut verstecken können, wie es um unseren Glauben steht. Aber das ist die Story der Bibel. Es geht um Menschen, an deren Verhalten sich ihr Glaube oder eben oft auch Unglaube offenbart. Ohne diese Offenbarung bleibt Glaube eine nette Idee, wie tausend andere nette philosophische Ideen. Es klingt hart, aber manchmal wünschte ich mir, die Aussagen und Verheissungen der Bibel würden mein Verhalten ähnlich stark beeinflussen, wie die Prophezeiungen meiner Wetterapp.
Die zweite Fehlannahme über den Glauben ist, dass es eine zuversichtliche Vermutung darstellt. Ich bin der Überzeugung, dass Glaube mehr als eine Hoffnung oder Vermutung ist. Lesen wir, um das zu verstehen Hebräer 11,1-2. «Der Glaube aber ist eine Wirklichkeit dessen, was man hofft, ein Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht. Denn durch ihn haben die Alten Zeugnis erlangt» (Hebräer 11,1-2 ELB). Teilweise wird das Wort ‘hypostasis’, welches hier mit ‘Wirklichkeit’ übersetzt wird, mit Zuversicht übersetzt. Wenn wir vielen klugen Theologen aus der Geschichte glauben, wird schnell klar, dass wir mit Wirklichkeit näher dran sind. Hypostasis bedeutet Grundlage oder sogar Existenzgrundlage, Wesen, Wirklichkeit oder Realität. Ich denke ihr geht mit mir einig, dass wenn Glaube eine Realität, eine Wirklichkeit ist, dass das viel mehr ist, als wenn man nur auf etwas hofft. Auch das Wort ‘Überzeugtsein’ ist sehr viel stärker als einfach eine feste Zuversicht. Das Wort kann auch als ‘Überführtsein’ übersetzt werden. Es wird ansonsten im Zusammenhang erwähnt, wenn die Beweislage so klar ist, dass in einer Rechtstreitigkeit eindeutig von der Schuld bzw. Unschuld des Angeklagten ausgegangen werden kann. Ist uns bewusst, dass sich unser Glaube nicht auf Vermutungen stützt, sondern auf eine Realität. Ich will hier nicht auf die Beweisführung selber eingehen, aber anmerken, dass es rein aus historischer Sicht gute Belege dafür gibt, dass Jesus gekreuzigt und auferstanden ist. Es gibt wirklich sehr gute Gründe, den Aussagen der Bibel zu glauben. Das Wort Gottes ist die Grundlage unseres Glaubens. Und dieser Glaube beruht keineswegs auf eine leise Hoffnung, die fast schon naiv ist. Ich will dir das gerne zusprechen, wenn du glaubst, was in der Bibel steht, hat dies nicht viel mit einem törichten Vertrauen zu tun, sondern mit einer handfesten Wirklichkeit.
Begegnung mit dem heiligen Gott als Wurzel des Glaubens
Bevor ich abschliesse, will ich nochmals auf Abraham und Sarah zu sprechen kommen. Wie verheissen, hat Sarah ein Jahr später einen Sohn geboren. Dieser Sohn war nun endlich die Erfüllung von Gottes Verheissung. Es steht zwar nicht genau beschrieben, aber ich wäre mir doch sehr, sehr sicher, dass Abraham und Sarah diesen Jungen auf natürliche Weise gezeugt haben. Ihr Glaube war wieder neu geweckt worden und erhielt neuen Aufwind. Wodurch geschah dies? Es war die Begegnung mit dem Herrn. Es war das Wort des Heiligen Gottes, welches neuen Glauben in Abraham und Sarah geweckt hat. Diese Begegnung selbst war für Sarah nicht gerade angenehm, denn der Herr hat ihren Unglauben enthüllt. Sie wurde in diesem Moment blossgestellt. Und doch war es genau diese Begegnung, die ihren Glauben neu gestärkt hat. Es war ihr Weckruf, dass ihre Taten von einem sterbenden Glauben zeugen. Es war für sie aber auch der Weckruf, um neu den Entschluss zu fassen, an Gottes Verheissung festzuhalten. An ihren Taten, an ihrem Gehorsam, vollendet sich ihr Glaube. Das Ergebnis ist die Verherrlichung Gottes. Das ist die Wirkungsrichtung. Aus der Begegnung entsteht Glaube und aus Glauben folgen Taten. Ob Gott dir begegnet, liegt nicht in deiner Hand. Aber es ist unsere Verantwortung, Gott von ganzem Herzen zu suchen. Zum anderen haben wir das Privileg, Zugang zu Gottes Wort zu haben. Wann immer wir wollen, können wir in sein Wort eintauchen.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: Jakobus 2,17
- Welche Verheissungen hat Gott uns in seinem Wort gegeben? Welche Eigenschaften werden Gott in der Bibel zugeschrieben?
- Überlegt euch nun gemeinsam, wie es sich in unserem Handeln äussern könnte, wenn wir den Verheissungen wirklich Glauben schenken und an einen Gott glauben, wie er in der Bibel beschrieben wird? (Bsp. Gott ist unser Versorger. Verhalten wir uns so oder zeigt unser Verhalten vielleicht manchmal mehr, dass wir uns selber als Versorger ansehen?)
- Gibt es Bereiche in deinem Leben, in denen du aufgefordert bist, einen Entschluss zu fassen und neu durch dein Handeln dein Vertrauen auf Gott festzumachen?
- Wie würdest du «Glauben» definieren? Was macht Glauben für dich aus?
- Eine Begegnung mit Gott können wir nicht erzwingen, aber man kann sich doch danach ausstrecken. Diskutiert, wie dies geschehen kann.
- Tauscht euch darüber aus, wie ihr dranbleiben könnt, immer wieder in Gottes Wort einzutauchen.