Arbeit & Glaube | Mehr als Leistung
Serie: EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild | Bibeltext: 1. Mose 3,16-19; Offenbarung 2,17
Wir verbringen viel Zeit mit unserer Arbeit. Wenn ich also nun einen falschen Bezug zur Arbeit habe, dann hat dies verheerende Auswirkungen. Obwohl die Arbeit ihren Ursprung bei Gott selbst hat, steht auch sie unter der Auswirkung der Trennung von Gott. Das Ergebnis ist harte Arbeit mit vielseitigen Herausforderungen. Eine grosse Gefahr der Arbeit ist es, dass wir unsere Identität von unserer Arbeit abhängig machen. Aus Arbeit als Anbetung wird schnell die Anbetung der Arbeit. Doch als Jesusnachfolger ist nicht die Arbeit die Quelle meiner Identität, sondern Jesus Christus. Wenn ich bei Gott einen Namen habe, dann muss ich mir durch meine Arbeit keinen machen. Meine Identität liegt darin, dass ich Teil der königlichen Priesterschaft Gottes bin.
Letzten Sonntag haben wir uns mit der Würde der Arbeit befasst und dabei gesehen, dass wir ¼ der Woche damit verbringen. Daher wage ich die These, dass ein falscher Bezug zu unserer Arbeit verheerende Auswirkungen hat. Ebenso, wie ein positiver Bezug eine grosse Anziehungskraft haben kann.
Fluch der Arbeit
Gott selbst ist der Urheber der Arbeit. Doch die Voraussetzungen haben sich geändert. In der Textlesung hörten wir die Folgen der Trennung von Gott. Grosse Auswirkungen hat sie auf den Bereich der Arbeit. Harte Arbeit und schmerzvolle Wehen sind das Ergebnis. In einigen Sprachen gibt es für beides das gleiche Wort, bspw. im Englischen «labor». Arbeit ist nicht mehr nur eine Form von Anbetung, sondern sie ist auch nötig, um zu überleben.
Die Arbeit ist nicht an sich ein Fluch, sie liegt aber unter dem Fluch der Sünde. Sünde meint die Auswirkungen der Trennung, welche darin münden, das Ziel der Arbeit zu verfehlen, welches wäre: Arbeit ist Anbetung Gottes. Frusterfahrungen sind normal! Ein Teil der Auswirkung war «Dornen und Disteln werden auf ihm wachsen, doch du musst dich vom Gewächs des Feldes ernähren» (1. Mose 3,18 NLB). Dornen und Disteln stehen symbolhaft für Mühe, fehlende Sinnhaftigkeit, fehlende Wertschätzung, negative Auswirkungen auf die Gesundheit usw. Diese können auch als Fluch der Arbeit bezeichnet werden. Auch wenn du am richtigen Ort bist, gehören Dornen und Disteln auf der Arbeit leider dazu. Wichtig: Arbeit selbst ist kein Fluch, sie ist vielmehr ein Segen. Doch der Fluch sind die Sorge, Mühe, Frustration, Schweiss und Ermüdung im Zusammenhang mit Arbeit.
Dazu kommt der Sinnverlust der Arbeit. Häufig arbeite ich nicht mehr, weil ich mich für andere Menschen nützlich machen möchte, sondern nur noch für mich selbst. Bereits der Prediger schrieb von einer solchen Arbeit: «Da wurde mir das Leben vollständig verleidet, denn es ist alles so sinnlos, als wolle man den Wind fangen» (Prediger 2,17 NLB). Die Früchte der Arbeit vergehen, und auch meine Leistung gerät irgendwann ins Vergessen. Wenn nun die Arbeit für mich sinnlos ist, versuche ich, einen Sinn zu finden. Sei es in Anerkennung durch Menschen, einen guten Lohn, Status, den Satz «immer noch besser als…» oder ausserhalb der Arbeit in der Freizeit, im Konsum, auf Reisen, in Besitz, Sport etc. Dahinter liegt, dass sich unsere Arbeit auf unseren Selbstwert auswirkt. Ist meine Arbeit nicht angesehen, dann fühle ich mich schlecht und muss kompensieren. Ist meine Arbeit hoch angesehen, dann geht die Nase hoch und ich tendiere zum Angeben. Von aussen schwer zu unterscheiden, aber dahinter liegen unterschiedliche Motive. Aber: Die Enttäuschung, die wir Menschen auf der Erde aufgrund der Arbeit erleben, hat das Potential, uns von der Arbeit zu lösen und sehnsüchtig Gott zu suchen.
Selbstwert über Arbeit
Was passiert, wenn dies nicht geschieht, sehen wir exemplarisch an der Geschichte des Turmbaus zu Babel im elften Kapitel. Der Weg der Arbeit bis dorthin war gekennzeichnet durch die Arbeit als Kultivierung der Schöpfung (1. Mose 1–2) und dadurch, dass die Technologie als ein Mittel zur Macht gebraucht wurde (1. Mose 4). Bis jetzt zum Beschluss, einen Turm zu bauen. «Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde» (1. Mose 11,3–4 LUT). Sie wollten sich durch ihre Arbeit einen Namen machen. D.h. sie wollten eine Identität konstruieren. «Wer sich einen Namen machen muss, hat keinen, und das heisst, er weiss nicht, wer er ist» (Timothy Keller). Entweder wir Menschen bekommen einen Namen oder wir müssen uns einen machen. Da wir ¼ unserer Zeit im Durchschnitt mit der Arbeit verbringen, liegt es nahe, sich hier einen Namen verdienen zu wollen. Die Menschen beim Turmbau massen ihrer Arbeit einen religiösen Wert bei. Sie suchten ihr Glück in den Früchten der Arbeit.
Aus Arbeit als Anbetung wurde Anbetung der Arbeit. Auch bei uns ist dies so! Deshalb ist ein Job mit grosser Strahlkraft wichtig, einer, der viel Geld, Ansehen und/oder Einfluss verspricht. Wenn die Arbeit die falsche Priorität hat, bleiben wichtige Dinge, besonders Beziehungen, auf der Strecke: Beziehungen zu Arbeitskollegen, Ehepartner, Kindern, Freunden und vor allem auch zu Gott. «Ein Mann, der alleine lebt und weder Kind noch Bruder hat und auch keine Freunde oder Bekannte. Er arbeitet, so viel er kann, und will immer noch mehr haben. Müsste er sich denn nicht fragen: ‘Für wen arbeite ich eigentlich? Warum gönne ich mir kein Vergnügen?’ Auch das ist sinnlos und eine Vergeudung von Zeit» (Prediger 4,8 NLB). Alle stehen in der Gefahr, die Arbeit zum Götzen zu machen. Definition Götze: Von etwas, was nicht Gott ist, Geborgenheit, Sicherheit, Sinn, Befriedigung und Schönheit zu erwarten. Doch dies kann nur Gott. Ich mache also folglich etwas Gutes zu meinem Höchsten. «Wer auf den Boden seiner selbstsüchtigen Natur sät, wird als Frucht seiner Selbstsucht das Verderben ernten. Wer dagegen auf den Boden von Gottes Geist sät, wird als Frucht des Geistes das ewige Leben ernten» (Galater 6,8 NGÜ). Diese Dinge sind nicht nur sichtbar, sondern auch in unserem Herzen (Hesekiel 14,17). Wenn nun also die Arbeit mein Götze ist und ich diese sogar noch erfolgreich mache, dann hat dies Auswirkungen. Ich habe dann das Gefühl, überall und von allem eine Ahnung zu haben. Genau das Gleiche gibt es aber auch umgekehrt: Wenn Menschen auf der Arbeit nicht erfolgreich sind, wird ihnen eine umfassende Expertise abgesprochen. Wenn Arbeit mein Götze ist, dann verführt mich beruflicher Erfolg und macht mich plötzlich kreativ im Ausnutzen der Grenzen anderer Personen u.v.m. Dann wird vieles gemacht, was zwar im besten Fall noch legal ist, aber gleichwohl grenzwertig. Das nächste Mal befassen wir uns dann mit dem Evangelium der Arbeit – wie wir einen Unterschied machen können. Doch wenn die Arbeit meinen Wert definiert, dann werde ich spätestens mit der Pension oder dem Auszug der Kinder eine Sinnkrise erleben. Denn wie kann ich mir denn einen Namen machen, wenn nicht über die Arbeit?
Wahre Identität
Identität/einen Namen haben kommt nicht von etwas, was ich mir «erarbeiten» kann. Identität wird nicht über meine Arbeit als Lehrperson, Pastor, Architekt, Pflegefachperson etc. definiert. Aber ohne das Evangelium von Jesus Christus sind wir dazu verurteilt, nicht aus Freude am Dienst am Nächsten oder um der Arbeit selbst willen zu arbeiten, sondern um uns einen Namen, eine Identität, zu machen. Doch als Jesusnachfolger brauche ich mir keinen Namen zu machen, denn «[…] Und ich werde ihm einen weissen Stein geben; und auf dem Stein wird ein neuer Name geschrieben sein, den niemand kennt ausser dem, der ihn erhält» (Offenbarung 2,17 NLB). Der neue Name ist ein wesentlicher Teil des Erlöstseins von den Massstäben dieser Welt. Er ist ein Zeichen der Erneuerung der Person und des Wesens durch die Gottesbeziehung. Dies sehen wir bereits bei Abram zu Abraham, Jakob zu Israel oder Simon zu Petrus. Die Erlösung von den Massstäben dieser Welt, also die Aufhebung der Trennung, hat Jesus Christus vollbracht. Ich kann mir dies nicht erarbeiten. Aber Gott kann es und hat es gemacht! «[…] Aber mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht» (Jesaja 43,24–25 LUT). Sünde ist, wenn ich mir einen Götzen mache – wie bereits gesagt: etwas Gutes zum Höchsten zu machen. Doch für eigene Götzen sind wir oftmals blind. Frage doch mal deinen Ehepartner oder gute Freunde, die werden dir sicher gerne helfen. Wenn dich diese Rückmeldung oder etwas auf der Arbeit in eine Krise führt, dann lass diese nicht ungenutzt an dir vorbeiziehen. Krisen sind nichts Schlimmes, sie dienen uns zur geistlichen Reife. Denn Jesus Christus ähnlicher zu werden ist ein lebenslanger Prozess. «Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt» (Philipper 1,6 NLB).
Hast du einen Namen bei Gott oder musst du dir selbst einen machen? Ich möchte dich gerne einladen zur Umkehr. Zur Umkehr von einer falschen Identität, die nicht trägt. Zur Umkehr von der Definition des «Besserseins» bei der Arbeit. Nicht Definition über gute Arbeit, guten Lohn, sondern bessere Arbeit als … oder besserer Lohn als …. Zur Umkehr von Dingen, bei denen du etwas Gutes zum Höchsten gemacht hast. In der Bibel ist das Salben mit Öl ein Zeichen für Könige und Priester. Das Salben mit Öl ist daher ein Zeichen der königlichen Priesterschaft (1. Petrus 2,9) und damit der Identität als Jesusnachfolger. Das Salben ist ein Zeichen, dass Gott dir einen Namen, eine Identität gibt – und nicht deine Arbeit. Heute Morgen besteht das Angebot zur Salbung. Ich möchte dich einladen, dich salben zu lassen. Damit drückst du deinen bewussten Entscheid aus, dir nicht einen eigenen Namen machen zu wollen. Es ist eine Abwendung vom Götzen Arbeit oder einem anderen Götzen und eine aktive Hinwendung zu Gott. Es braucht sicherlich Überwindung. Herzliche Einladung zur Überwindung, denn gewisse Dinge werden durch die Handlung verstärkt. Vielleicht entspricht es auch nicht deiner Frömmigkeitsform. Dann ist es eine herzliche Einladung zur zeichenhaften Handlung an deiner ganzen Person. Es ist ein Zuspruch deiner Identität als Teil der königlichen Priesterschaft. Es ist ein Zuspruch deiner Identität als geliebte Tochter bzw. geliebter Sohn Gottes.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 1. Mose 3,16-19 & Offenbarung 2,17
- Wo merkst du bei dir selbst die Gefahr, Identität und Selbstwert von der Arbeit abhängig zu machen?
- Welche «Dornen und Disteln» (Frust, Mühe, fehlende Anerkennung, Überlastung …) erlebst du in deiner Arbeit? Wie gehst du damit um?
- In welchen Momenten oder Mustern erkennst du, dass Arbeit zum «Götzen» werden kann? Was sind deine persönlichen Warnsignale?
- Was bedeutet es für dich, dass Gott dir einen «neuen Namen» gibt (Offenbarung 2,17)? Wie verändert das deinen Blick auf Arbeit und Leistung?
- Gab es in deinem Leben schon eine Krise im Zusammenhang mit Arbeit, die dich näher zu Gott geführt hat? Was hast du daraus gelernt?
- Welche konkreten Schritte kannst du im Alltag gehen, um Arbeit wieder mehr als «Anbetung Gottes» zu leben und weniger als Quelle deiner Identität?