Beziehungen | Der Weg zur glücklichen Ehe
Serie: EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild | Bibeltext: Epheser 5,21
«Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi» (Epheser 5,21). Dieser Satz ist die Ouvertüre in den grossen Abschnitt über die Ehe in Epheser 5. Eigentlich ist darin alles schon enthalten, was es für eine glückliche und erfüllende Ehe braucht. Es ist einfach und braucht Mut. Wer sein persönliches Glück an erste Stelle setzt und sich bemüht, um jeden Preis glücklich zu werden, ist auf dem besten Weg, auch sein letztes Stück Glück zu verspielen.
Unbroken ist ein spannender Film über den amerikanischen Weltkriegshelden Louie Zamperini. Während eines Einsatzes im Jahre 1943 stürzte sein Flugzeug in den Pazifik. Die meisten Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Nach 47 Tagen im Schlauchboot, umgeben von Haifischen, gerieten Louie und ein anderer Überlebender in japanische Kriegsgefangenschaft, die zweieinhalb Jahre dauerte und aus Schlägen, Erniedrigung und Folter bestand. Nach dem Krieg in die USA zurückgekehrt, litt er an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung und wurde Alkoholiker. Seine Frau, Cynthia, verlor jede Hoffnung für ihre Ehe. Louie verbrachte seine Zeit damit, davon zu träumen, nach Japan zurückzukehren, um «den Vogel» zu ermorden, einen japanischen Unteroffizier, der ihn in den Lagern wiederholt gefoltert hatte. Eines Nachts träumte er, wie der «Vogel» über ihm schwebte. Er schnellte hoch, um sich zu verteidigen. Ein heftiger Schrei liess ihn aufwachen – er sass auf der Brust seiner schwangeren Frau und hatte die Hände um ihre Kehle gelegt. Nicht lange danach eröffnete Cynthia ihm, dass sie sich scheiden lassen wollte. Das war ein Schock, doch er war zu sehr im Griff seiner Vergangenheit und Bitterkeit, um sich zu ändern.
Dann, im Herbst 1949, besuchte Cynthia eine Zeltevangelisation, die ein junger Prediger, Billy Graham, in der Stadt abhielt. Sie kam als eine andere Frau zurück, ging schnurstracks zu Louie und sagte ihm, dass sie die Scheidung zurückziehen werde, dass sie gerade Gott begegnet sei und dass er unbedingt mitkommen müsse. Um es kurz zu machen: Louie nahm am zweiten Abend Jesus Christus als seinen Herrn und Heiland an. Er war auf der Stelle frei von seinem Alkoholismus. Aber nicht nur das, sondern er spürte, wie die Liebe Gottes sein Leben durchströmte. Er merkte, dass er jetzt all denen, die ihn damals als Kriegsgefangene gefoltert und gequält hatten, vergeben konnte. Seine Beziehung zu Cynthia wurde neu; die beiden wurden ein glückliches Paar. Im Oktober 1950 konnte Louie nach Japan zurückkehren und im Gefängnis sprechen, indem viele seiner früheren Gefängniswärter jetzt selbst einsassen. Er sprach von der Macht der Gnade Christi, Vergebung zu bringen, und dann umarmte er jeden mit einem liebevollen Lächeln.
Auch wenn diese Geschichte etwas gar dramatisch tönt, hat es sich tatsächlich so abgespielt. Gottes Geist wirkt nicht immer so plötzlich und direkt, aber der Inhalt seines Wirkens, ist immer derselbe. Was ist das Geheimnis der Ehe? Es ist so einfach, dass es Paulus in einem Satz zusammenfassen kann: «Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi» (Epheser 5,21 LUT).
Fülle statt Vakuum
Dieser Satz ist der Anfang des berühmten Abschnitts über die Ehe. Darin sind zwei Faktoren versteckt, die eine Person in die Lage versetzt, aus der Fülle heraus die Ehe zu leben:
- Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Ein geisterfülltes Leben und die Ehe sind eng miteinander verbunden. Im griechischen Text ist dieser Vers der letzte Teilsatz des langen vorangehenden Satzes, in welchem Paulus mehrere Merkmale des vom Geist Gottes erfüllten Menschen nennt. Das letzte Merkmal ist das Aufgeben des Stolzes und Eigenwillens, das uns dazu führt, in Demut anderen zu dienen. Von dieser vom Geist bewirkten Unterordnung geht Paulus dann zu den Pflichten von Ehefrauen und -männern über. Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist muss immer wieder geschehen und ist die Voraussetzung für eine Ehe, wie sie Paulus beschreibt. Deshalb empfiehlt Paulus: «Hört nicht auf, euch von Gottes Geist erfüllen zu lassen» (Epheser 5,18 wörtlich). In einer Ehe füllt es sich manchmal an, wie wir auf dem letzten Benzintropfen laufen würden. Doch dann ist es gut zu wissen, wo die Tankstelle ist. Der Heilige Geist schreibt uns die Wahrheiten über Jesus (Johannes 14,17.26) ins Herz, so dass eine innere Musik, einen inneren Jubel geschaffen wird. «[...] singt und jubelt aus tiefstem Herzen zur Ehre des Herrn und dankt Gott, dem Vater, immer und für alles im Namen von Jesus Christus, unserem Herrn» (Epheser 5,19-20 NGÜ).
- Die Furcht des HERRN. «Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi» (Epheser 5,21 LUT). Furcht bedeutet in der Bibel, dass man von etwas oder jemand überwältigt und ergriffen ist. Gott fürchten heisst überwältigt zu sein von Seiner Grösse und Liebe. Gott fürchten heisst vor Ihm niederfallen, in anbetendem Staunen über Seine Herrlichkeit und Schönheit.
Das Erfüllt werden mit dem Heiligen Geist und die Furcht des Herrn sind letztlich das Gleiche. Beide Formulierungen meinen eine innere geistliche Erfahrung. Beides führt den Menschen aus sich selbst heraus in eine vom Geist geschaffene Selbstlosigkeit. Die staunende Freude über die Hingabe und Liebe Christi ist die Motivation hinter allen Aufrufen zur Unterordnung, zur Liebe und zum Dienen.
Es kommt also nicht gut, wenn zwei bedürftige und verunsicherte Menschen ihren Wert und Sinn in den Armen des Partners suchen. Wenn man zwei Vakua miteinander verbindet, erhält man ein grösseres Vakuum, es entsteht ein gigantisches Sauggeräusch. Paulus setzt voraus, dass jeder der Partner bereits eine Antwort auf die grossen Lebensfragen bekommen hat und weiss, wozu Gott ihn erschaffen hat und wer er in Christus ist. Wer vom Geist Gottes erfüllt ist und in der Furcht des Herrn lebt, braucht den Ehepartner nicht für sein Glück und um seine Defizite zu decken. Das ist einfach, erfordert aber viel Mut. Man muss den Schritt tun, bevor man weiss, was zurückkommt.
Unterordnung statt Chef spielen
So, nun ist unser Tank mit Benzin gefüllt und wir können Gas geben. Und nur dann, wenn ich vom Heiligen Geist erfüllt bin, habe ich alles, was ich brauche, um mich meinem Ehepartner unterzuordnen. In den Versen 22-24 fordert Paulus die Ehefrauen auf, sich ihren Männern unterzuordnen. Doch gleich danach fordert er die Männer auf, ihre Frauen so zu lieben, wie Christus die Gemeinde liebt: «Er hat sein Leben für sie hingegeben» (V.25 NGÜ). Das ist eine eher noch stärkere Aufforderung zur Selbstlosigkeit. Ob Ehemann oder Ehefrau, beide sollen nicht für sich selbst leben, sondern für den anderen – und das ist die schwierigste und gleichzeitig wichtigste Aufgabe, die wir als Mann und Frau in einer Ehe haben. EIFACH muetig – Jesus als Vorbild.
Der Begriff unterordnen wird oft missverstanden oder sogar negativ wahrgenommen, vor allem, wenn wir an Hierarchien und Machtstrukturen denken. Aber im biblischen Kontext geht es nicht um Unterdrückung oder den Verlust der eigenen Würde. Unterordnung bedeutet vielmehr, dass wir uns freiwillig und aus Liebe zueinander in den Dienst des anderen stellen. Es ist eine freiwillige Haltung, die den anderen höher achtet als sich selbst, die sich nach dem Wohl des anderen ausstreckt.
Paulus wendet hier ein allgemeines Prinzip des Verhaltens zu den Mitmenschen auf die Ehe an. In Philipper 2,2-3 sagt Paulus: «[...] seid bescheiden und achtet die anderen höher als euch selbst.» In Römer 15,1-3 fordert Paulus uns auf: «Wir sollen uns so verhalten, dass es dem andern hilft und er dadurch im Glauben ermutigt wird. Denn auch Christus lebte nicht nur für sich selbst.» Und in Galater 5,13 verlangt er von uns, dass wir einander in Liebe dienen (Wort für Sklaven) sollen.
Selbstlosigkeit statt Ichbezogenheit
Der gegenseitigen Unterordnung steht ein grosser Feind gegenüber – unsere Ichbezogenheit. Diese steckt uns Menschen von Geburt an tief in den Knochen und hat seine Ursache in der gefallenen Schöpfung und unserem sündigen Herzen. Obwohl ein Nachfolger ein «neuer Mensch» geworden ist, drückt der Egoismus immer wieder mal durch. Andererseits hat sich das Verständnis von Ehe gewandelt. Jahrhundertelang sah man die Ehe als ökonomische und soziale Institution, und die emotionalen und intellektuellen Bedürfnisse der Partner waren zweitrangig gegenüber dem Überleben der Ehe selbst. Heute steht die Selbstverwirklichung des Individuums im Vordergrund. Die Idee der Selbstverwirklichung geht davon aus, dass Ehe und Familie in erster Linie unserer persönlichen Erfüllung dienen und dass wir sie brauchen, um glücklich zu werden. Es beginnt damit, dass man den «genau richtigen Partner» sucht. Wichtige Kriterien dabei sind körperliche Attraktivität und sexuelle Chemie. Zudem sucht man jemand, der perfekt kompatibel ist, jemand, der mich akzeptiert, wie ich bin, und mich nicht ändern will, jemand, der mich bestätigt, jemand, der mir hilft, meine Ziele zu erreichen. Im Vordergrund steht meine persönliche Verwirklichung und nicht mehr die Ehe. Das ist ein absolutes Gift. Wer sein persönliches Glück an erste Stelle setzt und sich bemüht, um jeden Preis glücklich zu werden, ist auf dem besten Weg, auch sein letztes Stück Glück zu verspielen.
Diese Annahme übersieht die Tatsache, dass wir immer die falsche Person heiraten. Wir wissen nie, wen wir heiraten; wir bilden uns das nur ein. Und selbst wenn wir den «Richtigen» erwischt haben – man warte nur etwas ab und er wird anfangen, sich zu ändern. Die Herausforderung ist: Wie lerne ich es, diesen Fremden, den ich geheiratet habe, zu lieben und für ihn da zu sein. Der Ehepartner ist die Person, die das Schlechteste aus mir herauszuholen vermag. Es bedeutet aber auch, dass darin das grösste Potential für Wachstum und Veränderung liegt.
Bei Louie Zamperini waren die Wunden, die er mitbrachte, offensichtlich. Jeder von uns bringt seine Verletzungsgeschichte mit in die Ehe: emotionale oder körperliche Vernachlässigung oder Missbrauch, Verrat, traumatische Erfahrungen, Ablehnung, Worte, die verletzten, etc. Verletzungen lassen uns mit uns selbst beschäftigt sein und verstärken damit die Ichbezogenheit. Darum ist es wichtig, dass wir unsere Wunden seelsorgerlich verarzten.
Bei Zamperini war es das Evangelium, das ihn zu einem besseren Ehemann machte. Paulus beschreibt die Wirkung des Evangeliums: «Er starb für alle, damit diejenigen, die sein neues Leben erhalten, nicht länger für sich selbst leben. Sie sollen vielmehr für Christus leben, der für sie starb und auferstanden ist» (2Korinther 5,15 NLB). Das also ist nach der Bibel das Wesen der Sünde: dass wir für uns selbst leben, und nicht für Gott und für unseren Ehepartner. Dort, wo uns der Geist Gottes von innen nach aussen verändern kann, erleben wir diese wunderbare Neuausrichtung. ER bewirkt, dass wir Gott lieben und für Ihn leben und dass wir unseren Ehepartner lieben und seine Bedürfnisse über die unseren stellen. König Salomo schreibt: «Ich gehöre meinem Geliebten, und mein Geliebter gehört mir» (Hohelied 6,3 NLB) – hier wird deutlich, dass Liebe sich verschenkt, und nicht genommen wird.
Eine breitangelegte Umfrage zeigt, dass es viele Eheleute gibt, die unglücklich sind. Wenn sie aber trotzdem zusammenbleiben, sagen zwei Drittel dieser Ehepartner fünf Jahre später, dass sie glücklich sind. Das ist Hoffnung! Letzten Sonntag hatten meine Frau und ich einen richtigen Streit. Zwischendurch fiel der Satz, dass sich gewisse Verhaltensmuster nach 32 Ehejahren wohl kaum mehr ändern werden. Am Dienstag habe ich mit meinem kanadischen Mentor über meine Traurigkeit und Frust gesprochen – auch dass ich heute eine Predigt zur Ehe halten soll. In grosser Deutlichkeit machte er mir klar, dass mich dieser Vorfall nicht disqualifiziert. Im Gegenteil; wenn ich ehrlich und transparent sei, könne die Predigt viel bewirken. Ebenfalls bekam ich neue Hoffnung, dass in unserer Ehe noch ganz viel Veränderung möglich ist. Der Heilige Geist schenkte mir in der Stille die Zusage: «Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, wird viel Frucht bringen» (Johannes 15,5 NLB).
Mögliche Fragen für die Kleingruppen
Bibeltext lesen: Epheser 5,18-33
- Was hat die Erfüllung mit dem Heiligen Geist mit dem Führen von Beziehungen zu tun?
- Was bedeutet der Satz: «In der Furcht des HERRN»? Was hat das mit Unterordnung zu tun?
- Was bedeutet es, sich einander unterzuordnen? Wie sieht das Vorbild von Jesus diesbezüglich aus? Rede mit deinem Ehepartner darüber, wie ihr einander selbstlose Liebe schenken könntet.
- Wo leidest du an deiner Ehebeziehung und wünschst Dir Veränderung? Was könnte der Ansatzpunkt zur Veränderung sein?
- Wo spielen deine Verletzungen in deine Beziehungen herein? Hast du deine Verletzungsgeschichte schon aufgearbeitet?