Datum: 3. April 2022 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 1. Mose 2,18; Matthäus 20,26-27

Am Anfang schuf Gott die Menschen als Mann und Frau – gleichberechtigt und mit einem gemeinsamen Auftrag. Doch der Sündenfall veränderte diese Situation. Statt gemeinsam zu herrschen, herrschten von nun an Männer über ihre Frauen, ein paar wenige über alle anderen. Doch durch Jesus wurden diese Verhältnisse wiederhergestellt. Jesus Christus zeigte ein neues Verständnis von Herrschaft. Wenn jemand der Anführer sein will, dann soll er der Diener von allen sein.


Zum Einstieg in die heutige Predigt, möchte ich euch ein wenig mitnehmen in unseren Haushalt. Andreina und ich haben primär nach einer Arbeitsstelle für mich gesucht und sind dann hier in der seetal chile fündig geworden. Andreinas Lebenstraum war es immer schon Mutter und Hausfrau zu sein. Daher einigten wir uns darauf, dass ich in den Stollen gehe und Geld nach Hause bringe, sie im Gegenzug einen Grossteil des Haushalts übernimmt. Wie sich herausstellte, war dies für uns beide eine riesen Win-Win Situation. Sie war sehr dankbar, dass sie sich beruflich neu orientieren kann. Ich habe zwar einige Zeit allein gewohnt, aber mich mit dem Wäsche waschen nie so richtig angefreundet. Sei es aufgrund der Waschmaschine, welche in einem Block mit anderen geteilt werden muss. Oder aber auch, weil es in der Eile schon mal vorkam, dass ich einen blauen Wollpulli zusammen mit einer weisen Hose gewaschen hatte – nun ja, hellblau steht mir zum Glück nicht so schlecht. Wenn dann unser Sohn ein Jahr alt ist, sollte ihm mein Wollpulli auch passen.

Heute Morgen wollen wir uns, ausgehend von Gottes guter Schöpfung, mit dem Thema Wiederherstellung zwischen den Geschlechtern befassen. Wir wollen uns anschauen, wie es von Gott gedacht war und was die Menschen aufgrund des Sündenfalls daraus gemacht haben und wie es einmal sein könnte. Wir wollen uns in dieses spannungsgeladene Thema hineingeben. Den Fokus setzen wir auf das Verhältnis von Mann und Frau aufgrund der Schöpfungsgeschichte und den Auftrag, welchen Gott den Menschen im Garten Eden gegeben hat.

1. Eva – die ultimative Hilfe für Adam!

Wenn es um die Frage des Verhältnisses der Frau zum Mann und umgekehrt geht, dann wird oftmals eine Momentaufnahme gemacht. Es wird das Problem analysiert, dass oftmals Frauen anders behandelt werden als Männer. Doch in der Schöpfungsgeschichte ganz am Anfang der Bibel zeigt sich uns ein anderes Bild. Eigentlich ist es schon sehr verrückt. Obwohl in der Bibel immer wieder Bilder des Himmels, so wie es einmal sein sollte, auftauchen, so haben wir nur zwei ganze Kapitel, wie es zu Beginn der Menschheit war. Zwei Kapitel, welche Gottes guten Plan für diese Erde mit allen seinen Bewohnern zum Ausdruck bringen. Zwei Kapitel, in denen die Menschen in Frieden mit sich selbst und mit Gott leben. Zwei von 1189 Kapiteln insgesamt. Doch diese zwei Kapitel sind ungemein wichtig für Gottes Plan für uns Menschen. Daher befassen wir uns auch jetzt noch im April mit der Schöpfungsgeschichte. Doch wichtig zu sagen ist, dass die Bibel ursprünglich nicht in Kapitel unterteilt war. Ein Buch sollte daher immer als Gesamtwerk angesehen werden.

Das gesamte erste Kapitel dreht sich um die Entstehung des Universums und der Erde. Dies alles ist eingebunden in einen Erzählrahmen von sechs Tagen. Im 1. Kapitel der Bibel wird beschrieben, dass Gott die Menschen als Mann und Frau geschaffen hat (1. Mose 1,27). Erst im 2. Kapitel ab Vers fünf wird die Erschaffung der Menschen näher ausgeführt. Hier wird beschrieben, dass zuerst Adam, der Mann, geschaffen wurde. «Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht» (1. Mose 2,18 LUT). Für Eva, die erste Frau, steht hier nicht ihr Eigenname, sondern es steht Ezer. Ezer bedeutet Hilfe. Adam war ganz allein im Garten Eden. Doch Gott gab ihm eine Hilfe. Er gab ihm jemanden zur Seite mit dem er sich austauschen kann, jemand, der ihm selbst ähnlich ist. Jemand, der ihm unter die Arme greift. Zusammen würden sie ein super Team abgeben. Sozusagen das Dream-Team Gottes.

Doch hier stellt sich bereits die entscheidende Frage, was denn Hilfe bedeutet. Hilfe, verstanden als ein Handlanger auf dem Bau, welcher schlechtere Kenntnisse hat und eine weniger hohe Stellung als ein gelernter Handwerker, ist hier sicherlich nicht gemeint. Es ist aber auch keine Hilfe gemeint, wie ich sie momentan durch eine Übersetzungsapp erlebe. Meine Frau und ich haben uns entschieden ukrainische Flüchtlinge bei uns aufzunehmen. Doch die Sprachbarriere ist so gross, dass wir auch für die einfachsten Dinge auf eine Übersetzung angewiesen sind. Die App ist zwar eine grosse Hilfe, aber oftmals bevormundet sie uns sehr stark und reisst uns bei der Kommunikation das Zepter aus der Hand. Eine Hilfe wie sie hier gemeint ist, ist eine Stütze. Eine solche Hilfe hilft, das Bestmögliche herauszuholen. Das gleiche Wort ezer wird auch für Gott selbst benutzt. «Aber Gott ist mein Helfer. Der Herr ist es, der mein Leben erhält!» (Psalm 54,6 NLB).

Eva als Hilfe für Adam verstanden, bedeutet nicht, dass Adam höher steht. Sondern Adam und Eva sind ebenbürtig und ergänzen sich. Dies sticht auch bei der ersten Erwähnung der Menschen als Geschöpfe Gottes hervor. «So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie und gab ihnen den Auftrag: ‚Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz. Herrscht über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und über alle Tiere auf der Erde‘» (1. Mose 1,27-28 NLB). Hier gibt Gott den Menschen, als Mann und Frau, den Auftrag über die Welt zu herrschen. Herrschaft ausüben bedeutet immer auch Verantwortung zu übernehmen. Ich kann nicht die Herrschaft über mein Auto übernehmen ohne Verantwortung. Wenn ich mit dem Auto fahre, dann beherrsche ich das Lenkrad, muss aber auch für allfällig Schäden geradestehen. Adam und Eva bekommen beide die Herrschaft aufgetragen. Aber diese ist nicht ausbeuterisch, sondern liebevoll fürsorglich gedacht.

2. Einsam statt Gemeinsam!

Von Gott war es wunderbar geplant. Eine wunderbare Symbiose von Mann und Frau. Doch diese Idylle hielt nicht lange. Die Menschen entschieden sich gegen Gott aufzubegehren. Dabei spielte Eva eine federführende Rolle. Sie wurde von der Schlange versucht und überzeugte dann auch Adam von den verbotenen Früchten zu essen. Als Adam von Gott zur Rede gestellt wird, beschuldigt er Eva, seine engste Vertraute. Er beschuldigt das Wesen, welches ihm bei seiner Aufgabe helfen sollte. So stehen Adam und Eva vor einem Trümmerhaufen des menschlichen Zusammenlebens. Einem Trümmerhaufen, welcher bis heute noch besteht. Gott zieht die Reissleine und stellt die beiden vor die Tür. Adam wird damit bestraft, dass die Erde nicht mehr nur gut ist. Nein fortan gibt es auch Unkraut, welches die Ernte erschwert. Über Eva spricht Gott etwas aus, was sehr schnell zu viel Missverständnissen führen kann. «Dann sprach er zu der Frau: ‚Mit grosser Mühe und unter Schmerzen wirst du Kinder zur Welt bringen. Du wirst dich nach deinem Mann sehnen, doch er wird über dich herrschen‘» (1. Mose 3,16 NLB). Schnell kann man den Kurzschluss ziehen und sagen, der Mann kann mit gutem Recht über seine Frau herrschen, sie ist ja schliesslich selbst schuld. Doch diese Ansicht klammert einiges aus.

Wie der Mann von nun an viel Mühe hat mit dem Organisieren von Nahrung, so ist auch das Gebären bei der Frau mit viel Schmerzen verbunden. Doch nicht nur Schmerz kam in das Leben von Eva, sondern auch Entbehrung. Eva wird sich nach ihrem Mann sehnen, nach Geborgenheit, Annahme, doch er wird nicht so für sie da sein, wie sie sich dies wünscht. Anstatt ihr beizustehen, ist der Mann sich selbst der Nächste. Er denkt mehr an sich und braucht die Frau primär zum Stillen seiner eigenen Wünsche. Doch das Entscheidende an diesem Ausspruch über Eva ist, ob dies präskriptiv oder deskriptiv geschehen ist. Eine präskriptive Deutung besagt, dass dieser Ausspruch eine Norm festlegt. Dies bedeutet, dass Gott hier über Eva aussagt, dass der Mann über die Frau herrschen soll. Dies sei von Gott so gedacht und das Schicksal der Frau, dem sie sich von nun an beugen muss. Wird die Aussage deskriptiv gedeutet, besagt dies, dass der Zustand der Frau von nun an beschrieben wird. Dies ist aber eine reine Beschreibung und stellt keine Regel dar. Aus meiner Sicht ist diese Stelle deskriptiv, also beschreibend zu verstehen. Ausgehend von der Schöpfungsgeschichte und dem darin enthaltenen gemeinsamen Auftrag die Erde zu besitzen und zu beherrschen. Die Aussage über die Frau geschieht in einer Situation, in der die Menschen sich bereits gegen Gott aufgelehnt haben, doch es ist nicht die Norm. Ja, Mann und Frau haben unterschiedliche Begabungen, gerade auch auf der biologischen Seite und nehmen dadurch auch unterschiedlich die Aufgabe der Bewahrung der Erde wahr. Aber den Auftrag zur Herrschaft haben Mann und Frau gemeinsam.

Doch wie soll denn das Zusammenleben von Mann und Frau in einer Beziehung aussehen? Paulus schildert dies wie folgt: «Deshalb sage ich noch einmal, dass jeder Ehemann seine Frau so lieben soll, wie er sich selbst liebt, und dass die Ehefrau ihren Mann achten und respektieren soll» (Epheser 5,33 NLB). Mann und Frau haben in einer Beziehung auf zwei unterschiedliche Dinge achtzugeben. Der Mann soll seine Frau lieben. Das griechische Wort, welches dahinter liegt, ist Agape. Agape bedeutet zwar Liebe, aber es setzt einen besonderen Akzent. Mit Agape ist die selbstlose, sich aufopfernde Liebe gemeint. Es ist die Liebe gemeint, welche Jesus am Kreuz zeigte, als er sein Leben hingab. Der Mann soll mit einer solchen Liebe seiner Frau begegnen. Dies mag vielleicht für uns nicht mehr so einschneidend klingen, doch für einen Mann der damaligen Zeit war es eine grosse Änderung.

Gesellschaftlich waren Frauen im 1. Jhdt. nach Christus am Rande der Gesellschaft. Der Mann war das Entscheidende und es war ganz klar, dass die Frau sich nach dem Mann richten muss. Doch wenn nun der Mann plötzlich seine Frau lieben soll, wie sich selbst, dann ändert dies einiges am ehelichen Zusammenleben. Denn Liebe zeigt sich ausnahmslos in Taten. Liebe ohne Tat ist nicht existent. Ich kann noch lange meiner Frau sagen ich liebe sie, sie aber schlecht behandeln. Dann ist meine Liebe nicht ehrlich. Liebe zeigt sich immer auch im Verhalten.

Frauen hingegen sind aufgefordert ihre Männer zu achten und zu respektieren. Ja liebe Frauen, wir Männer brauchen es, dass ihr uns eure Helden sein lasst. Dies spornt uns an und dies ist auch gemeint. Respekt und Achtung ist falsch verstanden, wenn es bedeutet, dass die Frau ihrem Mann blind nachläuft und alles tut und macht was er sagt. Respekt und Hochachtung gegenüber dem Ehemann zeigt sich darin, dass man ihm seine Unterstützung zeigt, ihn lobt und nicht ständig kritisiert.

Ich bin dann auch überzeugt, dass dies ein Wechselspiel ist, welches hier im Epheserbrief steht. Wenn die Frau merkt, dass der Mann sie liebt und dies umfasst auch die Treue ihr gegenüber, dann ist sie eher bereit den Mann zu unterstützen und ihm eine Hilfe nach dem Vorbild von Eva zu sein. Langandauernde Beziehungen sind wechselseitig bestimmt, niemand dominiert den anderen.

3. Dienender Einfluss!

Bevor Andreina und ich heirateten, haben wir gemeinsam einen Ehevorbereitungskurs gemacht. Gleich zu Beginn des Kurses wurden uns die fünf Sprachen der Liebe vorgestellt. Diese waren und sind sehr prägend für unsere Beziehungsführung. Es gibt insgesamt fünf Liebessprachen und jeder Mensch hat davon einen Favoriten. Es gilt nun diesen herauszufinden und diese zu sprechen. Es gilt nicht alles zu tun, sondern das Richtige. Die fünf Sprachen der Liebe sind die folgenden:

  1. Lob und Anerkennung
  2. Zweisamkeit – die Zeit nur für euch
  3. Geschenke, die von Herzen kommen
  4. Hilfsbereitschaft
  5. Zärtlichkeit

Diese sind sicherlich in einer Liebesbeziehung sehr hilfreich. Aber auch im gemeinsamen unterwegs sein kann so Wertschätzung rübergebracht werden.

Ich habe bis jetzt vor allem über die Beziehung von Mann und Frau, insbesondere in einer Liebesbeziehung, gesprochen. Das Aufbegehren der Menschen brachte so einiges ins Wanken und es ist vieles nicht mehr so, wie es geplant war. Durch Jesus kam eine Zeitenwende. Nicht nur, dass man bei den Jahreszahlen vor und nach Christus zählt, sondern auch, dass durch ihn Wiederherstellung passiert ist. Bei Jesus geht die Schere der Gleichberechtigung von Mann und Frau, aber auch von allen anderen vermeintlich schwächeren sozialen Gruppen auf. Durch Jesus sind wir alle gleich gestellt. «Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich - ihr seid eins in Jesus Christus» (Galater 3,28 NLB). Dieses Gleichmachen bedeutet nicht die biologischen Unterschiede und individuellen, kulturellen oder andere Vorlieben wegzuradieren. Es geht darum, dass alle vor Gott gleich sind. Er liebt alle genau gleich.

Jesus selbst ist uns ein Vorbild, wie wir uns anderen gegenüber verhalten sollen. Bevor Jesus gekreuzigt wurde, wusch er seinen engsten Freunden die Füsse. Dies war eigentlich eine Arbeit, welche nur von Sklaven, den niedrigsten Menschen gemacht wurde. Doch Jesus war sich nicht zu Schade seine Position zu verlassen und eine dienende Haltung einzunehmen. So sind Nachfolger von Jesus aufgefordert dienend Einfluss zu nehmen. «Bei euch soll es anders sein. Wer euch anführen will, soll euch dienen, und wer unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave werden» (Matthäus 20, 26-27 NLB). Dies ist mein Wunsch für dein Leben und gerade auch das Miteinander in dieser Kirche, dass es bei uns eben anders ist. Dass es nicht darum geht, wer den Ton angibt, sondern einer den anderen dient.

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 1. Mose 2,15-25, Matthäus 20,26-27

  1. Wie verstehst du, dass Eva eine Hilfe für Adam war?
  2. Was für ein Rollenbild hast du? Ist dein Verständnis von 1. Mose 3,16 eher präskriptiv (Norm geben) oder deskriptiv (beschreibend)?
  3. Worin siehst du das «Herrschen» der Menschen über die Erde?
  4. Wie lebst du die gegenseitige Hochachtung in deinen Beziehungen?
  5. Hast du dich bereits mit den fünf Sprachen der Liebe auseinandergesetzt? Wenn Ja, welche Sprache sprichst du und wie zeigt sich dies?
  6. Fällt es dir schwer, anderen zu dienen?