Simeon – adventlich und weihnachtlich leben
Serie: Wie du und ich | Bibeltext: Lukas 2,25-35
Simeon ist ein Mann, der zur Geburt Christi in Jerusalem wohnte. Er lebte adventlich, weil er sehnsüchtig auf den Messias wartete. Dann aber kam es zur Begegnung mit Christus: Er sah Jesus mit seinen Augen und nahm ihn sogar auf den Arm. Quintessenz dieser weihnachtlichen Begegnung ist, dass Simeon höchste Freude erlebte und in Frieden sterben konnte. Wer Jesus Christus begegnet, wird dies heute noch erleben.
Nach der Geburt ihres Sohnes Jesus galt Maria nach jüdischem Gesetz vierzig Tage als unrein. Während dieser Zeit musste sie «daheimbleiben». Ungeachtet dessen wurde das Kind nach acht Tagen beschnitten und bekam den Namen Jesus. Nach den 40 Tagen reiste die ganze Familie zum Tempel nach Jerusalem, um zwei Dinge zu tun:
- Sie brachten das Reinigungsopfer (Lukas 2,24). Normalerweise brachten die Leute als Brandopfer ein Schaf und als Sündopfer eine Taube. Armen Menschen wurde die billigere Variante zugestanden: zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben (3Mose 12,8). Jesus kommt als armer Messias zu seinem Volk (Sacharja 9,9).
- Nach einem weiteren Gesetz musste alle männliche Erstgeburt dem HERRN geweiht werden (2Mose 13,2). Nach dem Gesetz im Alten Bund gehört alle männliche Erstgeburt bei Menschen und Vieh Gott. Die menschliche Erstgeburt wurde durch einen Geldbetrag von 5 Schekeln ausgelöst.
Fernab allen Platzmangels in den Herbergen und der Geburt Jesu in einer Krippe, fernab aller himmlischen Engelschöre und Hirtengespräche, fernab der Anreise der Magier mit ihren Geschenken und den Tötungsabsichten durch König Herodes gibt es einen Mann namens Simeon.
Adventlich leben
«In Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und gottesfürchtig. Simeon war vom Heiligen Geist erfüllt und wartete sehnsüchtig auf die Ankunft des Christus, der Israel Trost und Rettung bringen sollte. Der Heilige Geist hatte ihm offenbart, dass er nicht sterben würde, bevor er den vom Herrn gesandten Christus gesehen hätte» (Lukas 2,25f NL). Simeon lebte adventlich. Das Wort Advent bedeutet Ankunft. Simeon wartet sehnsüchtig auf die Ankunft des Christus. Auch wir stehen in der Adventszeit. Warten wir ebenso sehnsüchtig auf die Ankunft Jesu? Auf das Geschehen, das sich vor 2000 Jahren in Bethlehem abgespielt hat, müssen wir nicht mehr warten. Dennoch soll sich dieses Geschehen in unseren Herzen wiederholen. Wartest du sehnsüchtig auf Jesus oder ist Advent für dich lediglich eine romantische, alljährlich wiederkehrende Zeit. Gott liebt Menschen, die Sehnsucht nach Ihm haben. «Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden; ja, wenn ihr ernsthaft, mit ganzem Herzen nach mir verlangt, werde ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr» (Jeremia 29,13f NL).
Diese Adventszeit könnte in besonderer Weise zu einem Ausdruck dieses Verlangens werden. Viele Kinder haben einen Adventskalender. Damit wird das Warten auf Weihnachten versüsst und eine Spannung aufgebaut. Blaise Pascal bestätigt, dass jeder Mensch eine Sehnsucht nach Jesus in sich: «Im Herzen eines jeden Menschen befindet sich ein Gott geschaffenes Vakuum, das durch nichts Erschaffenes erfüllt werden kann, als allein durch Gott den Schöpfer, so wie er sich uns durch Christus offenbart.» Augustinus vertritt die gleiche Meinung: «Wir sind von Gott und für Gott geschaffen. Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott.»
Das Problem ist, dass wir es gelernt haben, diese Sehnsüchte anderweitig zu bedienen. Wenn ein Kind mühsam ist und quengelt – also seine Sehnsüchte anmeldet – geben Eltern ihnen einen Lollipop, setzen es vor den Fernseher oder lassen es auf dem Handy gamen, um es still zu halten. Ein Heroinsüchtiger kommt in ein Methadonprogramm, um seine Sehnsüchte umzuleiten. Genauso versuchen wir oft unseren tiefsten Bedürfnissen mit einer Ersatzhandlung wie Unterhaltung, Konsum, Arbeit, Sport oder Essen zu begegnen. Schriftsteller G.K. Chesterton sagt.: «Jeder Mann, der an die Tür eines Bordells anklopft, ist auf der Suche nach Gott.» Doch nichts auf dieser Welt kann unsere Sehnsucht letztendlich stillen; kein Erfolg, nicht der Ehepartner, kein Adrenalinausstoss weder beim Sport noch beim Sex ausgelöst. Wir neigen dazu, unsere Sehnsüchte durch Ersatzhandlungen zu stillen. Gerade die Tatsache, dass unsere Sehnsüchte in dieser Welt nicht gestillt werden, ist ein starker Hinweis auf Gott. C.S. Lewis: «Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schliessen, dass wir für eine andere Welt erschaffen worden sind.» (vgl. Prediger 3,11) Das ist der Grund, weshalb Gott es liebt, wenn Menschen Sehnsucht nach Jesus haben. Diese Menschen suchen am richtigen Ort. Übrigens kannst du dich nach nichts so sehr sehnen, wie Gott sich nach dir sehnt!
Sehnsucht ist die Landebahn, auf der Jesus uns persönlich besucht. Sehnsüchte haben wir alle. Jesus ist die richtige Adresse dafür. Er ist genug und gibt genug. Wie können wir sie mehr als Verlangen nach Jesus wahrnehmen? Wie hat es Simeon gemacht?
- Er hörte: Der Name Simeon bedeutet hören von Gott erhört. Simeon hatte eine hörende Gottes-Beziehung. Nehmen wir uns doch auch Zeit dafür!
- Er war gerecht und gottesfürchtig: Simeon hielt sich treu an die Ordnungen Gottes und er wusste, wer er und wer Gott ist. Dies spricht eher für eine distanzierte und nüchterne Gottesbeziehung – was ohne Jesus auch der Fall ist.
- Er hielt sich oft beim Tempel auf: Simeon liebte es an dem Ort zu sein, wo Gott unter seinem Volk wohnte. Wenn du deine Sehnsüchte nach Jesus pflegen willst, ist es gut, sich oft in einer Gemeinschaft aufzuhalten, wo Gott wohnt.
- Er kannte die Prophezeiungen: Der Messias wurde x-mal im Alten Testament verheissen. Simeon baute darauf seine Sehnsüchte auf. Wir sollten ebenfalls an den Versprechen der Bibel festhalten. Es gibt so viele Verheissungen wie: Jesus füllt all deinen Mangel aus, er gibt das Leben in Fülle, er ist das Brot, das uns nährt, er ist unser Friede, er gibt genug, er ist immer da, etc.
- Er war vom Heiligen Geist erfüllt: Wenn dann noch der Heilige Geist auf diesen Nährboden trifft, erwächst daraus eine grosse Sehnsucht. Die Bedingung für die Erfüllung durch den Heiligen Geist hier und jetzt ist eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus, die sich in der Taufe zeigt. «Ihr habt an Christus geglaubt, und er hat euch mit dem Siegel seines Heiligen Geistes, den er vor langer Zeit zugesagt hat, als sein Eigentum bestätigt» (Epheser 1,13 NL).
Im Englischen wird sehnen nach mit long for übersetzt. Dies impliziert Begriffe wie Ausharren, Warten oder Ausdauer. Simeon hat viele Jahre gewartet, bis seine Sehnsucht nach Jesus gestillt wurde. Bleiben wir dran!
Weihnachtlich leben
Und dann wird es Weihnachten: «An diesem Tag führte der Heilige Geist ihn in den Tempel. Als Maria und Josef kamen, um das Kind dem Herrn zu weihen, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, war Simeon dort. Er nahm das Kind auf seine Arme und lobte Gott und sagte: ‘Herr, nun kann ich in Frieden sterben! Wie du es mir versprochen hast, habe ich den Retter gesehen, den du allen Menschen geschenkt hast. Er ist ein Licht, das den Völkern Gott offenbaren wird, und er ist die Herrlichkeit deines Volkes Israel!’» (Lukas 2,27-32 NL).
Jesus ist kein Opium für das Volk, wie Karl Marx es ausdrückte. Er ist kein Hirngespinst oder eine Krücke für Menschen, die mit dem Leben nicht zurechtkommen. Das Schlüsselwort bei Simeon lautet sehen (4x in diesem Text!). Simeon hörte, er tastet (nahm Jesus in die Arme) und sah ihn. Die göttliche Zusage durch den Heiligen Geist an Simeon hiess, «dass er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe» (V.26 Elb). Und nun hat Simeon «den Retter gesehen». Wir sollten unbedingt vor dem Tod Christus, den Herrn, sehen! Das ist lebensnotwendig, denn nun hatte Simeon die Gewissheit, dass er in Frieden sterben könne. Frieden meint im Kern genug haben. Im Sterben ist entscheidend, ob Jesus genug für uns ist. Die Frage nach dem Sterben, wenn wir dann vor Gott stehen, lautet nicht: «Habe ich genug Gutes getan?», sondern: «Ist das, was Jesus am Kreuz getan hat, genug?» Und: «Habe ich es für mich persönlich angenommen?» Bei Hiob tönt das so: «Bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen, doch jetzt habe ich dich mit eigenen Augen gesehen» (Hiob 42,5 NL). Habe ich Jesus gesehen oder nur von ihm gehört? Es geht nicht darum, Ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen, sondern es geht um eine persönliche Beziehung. Darum ist Weihnachten so wichtig. Angelus Silesius sagte einst: «Und wäre Jesus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir, du bliebest doch verloren.» Jesus muss in uns geboren werden. Weihnachten macht aus einer spröden und distanzierten Gottesbeziehung, eine emotionale und erfüllende und existenzielle Jesus-Beziehung. Jegliche Distanz wird überbrückt. Nun ist Gott nicht mehr nur der Heilige, sondern auch unser Daddy. Weihnachten macht Gott berührbar und sichtbar. Kannst du wie Simeon in Frieden sterben? Jesus will auch dein Friede sein, dein Genug-Sein!
Simeon wusste schon damals, dass der Jude Jesus nicht nur den Juden Licht sein wird, sondern allen Nationen (Jesaja 52,10). Alle Völker sollen durch Jesus, das Licht der Welt, Gott sehen und kennenlernen.
Jesus unser Schicksal
«Simeon aber segnete sie und sagte zu Maria: ‘Dieses Kind wird von vielen in Israel abgelehnt werden, und das wird ihren Untergang bedeuten. Für viele andere Menschen aber wird er die höchste Freude sein. Auf diese Weise wird an den Tag kommen, was viele im Innersten bewegt. Doch auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen’» (Lukas 2,34f NL).
Ein Leben mit Jesus bedeutet nicht nur in Frieden sterben, sondern auch in höchster Freude leben. Er ist auch bereits im Leben genug. Und – an Jesus scheiden sich die Geister. Er ist der Eckstein, an dem sich viele stossen werden. «Denn Jesus ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, der nun zum Eckstein geworden ist» (Apostelgeschichte 4,11 NL). Dieser Satz aus Psalm 118,22 wird im Neuen Testament fünf Mal zitiert. Es war die Realität, in der Jesus lebte. An deiner Haltung zu Jesus entscheidet sich auch dein Schicksal zwischen höchster Freude und Untergang. Schliesst du Ihn – wie Simeon – in die Arme, oder betrachtest du Ihn aus Distanz? Kennst du Jesus nur vom Hörensagen oder hat dein Auge ihn gesehen?
Am Schluss sagt Simeon zu Maria: «Auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen». Mit dem Sohn geht auch die Mutter den Leidensweg. Der Gipfel erreicht dieses Leiden am Kreuz Jesu, wo jeder Hammerschlag zum «Schwert durch die Seele Marias wurde. Vielleicht brach Maria damals seelisch und leiblich zusammen.
Adventlich und weihnachtlich leben ist ein Kreislauf. Wenn wir unsere Sehnsucht auf Jesus richten, werden wir ihn finden und in die Arme schliessen können. Dies führt zu einem Leben in höchster Freude und ein Sterben im Frieden. Jeder Mensch sehnt sich im Innersten danach. Suche am richtigen Ort. Suche bei Jesus!
Mögliche Fragen für die Kleingruppen
- Was für Sehnsüchte kennst du aus deinem Leben? Wie stillst du sie?
- Glaubst du, dass Jesus alle unsere Sehnsüchte stillt? Was bedeutet es, dass Jesus genug ist?
- Wie könnten wir Advent als Zeit der Sehnsucht nach Jesus gestalten?
- Was könnte es für uns bedeuten, Weihnachten zu erleben, und Jesus in die Arme zu schliessen?
- «An Jesus scheiden sich die Geister und die Wege.» Inwiefern ist dieser Satz wahr bzw. nicht wahr?