Possession & Faith | Greed – the vice of others!
Series: EIFACH muetig – with Jesus as a role model | Bible text: Lukas 12,13–21
Habgier ist weit verbreitet. Aber niemand würde von sich selbst sagen, dass er habgierig ist. Habgier meint das Verlangen nach dem, was man noch nicht hat, verbunden mit Unzufriedenheit über das, was man hat. Sie ist weit verbreitet. Deshalb wurde immer schon versucht, sie einzugrenzen. Der beste Weg, Habgier zu kurieren, besteht darin, grosszügig zu geben. Geben als Gehorsamsschritt des Glaubens kann helfen, die Habgier im eigenen Leben kleiner werden zu lassen. Erst im Geben merke ich, ob ich am Besitz hänge oder nicht.
Heute Vormittag ist eine Premiere in meiner Karriere als Prediger. Ich halte die erste Predigt, bei der sich womöglich niemand angesprochen fühlt – aber genau weiss, für wen er oder sie jetzt mithört. Wir kommen heute zur dritten Predigt in der Serie Besitz & Glaube. Ja, ich bin kein Finanzexperte. Ich bin Theologe und versuche immer wieder, Gottes Botschaft für uns Menschen hervorzuheben. Eine davon ist, dass Menschen nicht zugleich dem Besitz und Gott dienen können und dass es reiche Menschen schwerer haben, in Gottes Reich zu kommen. Daher gebe ich keine konkreten Finanztipps, sondern Grundsätze und Leitlinien.
Wenn dich etwas daran stört, dann kann das zwei Möglichkeiten haben: Erstens, ich liege falsch und deshalb stört es dich. Oder aber es trifft einen wunden Punkt in deinem Herzen. Ich habe vielleicht weniger finanzielle Verantwortung als andere, aber es ist meine Verantwortung, Gottes Wort mit bestem Gewissen zu verkünden. Daher sprechen wir heute über das Thema Habgier.
Habgier – (k)eine Begleiterscheinung
Habgier betrifft alle Menschen. Ich definiere sie als das Verlangen nach dem, was man noch nicht hat, kombiniert mit der Unzufriedenheit über das, was man hat. Dabei liegen die Gier nach mehr und der Geiz nahe beieinander. Doch Habgier versteckt sich selbst. Niemand hat das Gefühl, gierig zu sein. Denn es gibt immer jemanden, der noch mehr hat als ich. Schlussendlich ist es auch so, dass sich niemand reich fühlt. John D. Rockefeller, seinerzeit der reichste Mann der Welt, wurde gefragt, wie viel denn genug sei. Seine Antwort: «Nur noch ein bisschen mehr!» Niemand würde sagen: Ich brauche unbedingt dieses Haus, dieses Auto, diese Uhr, diese Ferien, weil ich mich erst dann vollständig fühle. Menschen sind bereit, für Geld vieles zu tun und hinter sich zu lassen. «Wer am Geld hängt, wird davon nie genug kriegen, und wer den Wohlstand liebt, wird immer von der Gier nach mehr getrieben werden. Auch dies alles ist so sinnlos!» (Prediger 5,9 NLB).
In der Textlesung hörten wir ein Gleichnis. Ein wohlhabender Mann wollte sich auf seinen Besitz verlassen. Jesus erzählt dieses Gleichnis, nachdem ein Mann ihn auffordert, für Recht und Ordnung zu sorgen, nämlich dass sein Bruder das Erbe gerecht teilt. Dies stehe ihm schliesslich zu – so meinte er. Jesu Antwort auf das Begehren dieses Mannes lautet: «[…] Nehmt euch in Acht! Begehrt nicht das, was ihr nicht habt. Das wahre Leben wird nicht daran gemessen, wie viel wir besitzen» (Lukas 12,15 NLB). Danach erzählt er das Gleichnis. Der reiche Bauer ist sehr egoistisch. Er denkt nur an sich. Doch er wird vom jähen Tod überrascht. Jesus kommentiert die Geschichte mit folgenden harten Worten: «Ihr seht, wie dumm es ist, auf der Erde Reichtümer anzuhäufen und dabei nicht nach Reichtum bei Gott zu fragen» (Lukas 12,21 NLB). Dieses Gleichnis macht deutlich, dass der gierige Mensch Gott durch sein Eigentum ersetzt. Er hat äusserlich zwar Erfolg, aber innerlich ist er tot. Das Problem dahinter ist, dass der Bauer schlussendlich nichts dazugetan hat. Alles ist ein Geschenk Gottes. Solange ich nicht alles als ein Geschenk Gottes ansehe – auch meinen Erfolg, meinen Verdienst, meine Familie, meine Beziehungen –, hat die Habgier ein grosses Einfallstor. Wie gehe ich also mit meinem Besitz um? Was schaffe ich mir an? Jede Anschaffung benötigt auch Zeit. Wer viel besitzt, muss viel Zeit dafür aufwenden. Weniger Besitz bedeutet daher auch mehr Freiraum. Denn die Dinge, die wir haben, wollen gepflegt und gebraucht werden: Motorrad, Haus, Sportutensilien, Haustiere, Fahrräder, Schaukeln und Sandkästen, Freunde, Familie, Ferienhäuser, Wohnwagen, Gärten, Fernseher, Abonnemente (Streaming, Musik, Fitness), Gaming-Konsolen, Vereinsmitgliedschaften etc. Weniger Besitz bringt mehr Lebenssinn, da ich mich weniger darüber definiere. «Je mehr du hast, umso mehr hat es dich» (Joshua Becker). Vielleicht denkst du: Du spinnst doch. Aber gleich anschliessend an dieses Gleichnis folgt eine ausführliche Rede Jesu darüber, dass wir uns keine Sorgen machen sollen. Wenn ich mir Sorgen machen muss um etwas, dann zeigt das, dass es mein Herz gefangen nimmt! Keine Sorgen heisst nicht Gleichgültigkeit. Es heisst, sich zu kümmern, aber sich in allem immer wieder von Gott abhängig zu machen.
Umgang mit Habgier
Wie sollen wir also mit der Habgier – dem Verlangen nach mehr und der Unzufriedenheit mit dem, was wir haben – in unserem Leben umgehen? Der erste Schritt, ein Problem anzugehen, besteht darin, sich einzugestehen, dass es eines ist. Daher gilt es, den Kampf der Grosszügigkeit gegen den Eigennutz zu führen. Wenn du nicht genügend Geld gibst, sodass es dich einschränkt, sodass es ein Opfer ist – wenn es deinen Lebensstil nicht beeinträchtigt und keinen Unterschied macht, wie du dein Leben lebst –, dann ist das keine Antwort darauf, wie Jesus Christus sein Leben für dich am Kreuz geopfert hat. Wie viel soll ich weggeben? Jesus ist der Standard – sein Kreuz. «You know the great love and grace of Jesus Christ our Lord. Although he was rich, he became poor for your sake, so that through his poverty he might make you rich» (2. Korinther 8,9 NLB). Letzten Sonntag haben wir uns mit dem Zehnten als einem guten Prinzip im Umgang mit unseren Finanzen auseinandergesetzt. Es geht aber um alles. Wer Jesus Christus nachfolgt, muss alles zurücklassen (Lukas 14,33) und kann nicht Gott und dem Geld dienen (Matthäus 6,24).
Den Unterschied zwischen einer Spende und einem Opfer möchte ich euch gerne an einer kleinen Geschichte illustrieren. Das Huhn und das Schwein wollen gemeinsam einen Brunch organisieren. Das Huhn sagt: «Ok, Schwein, legen wir los. Ich steuere das Ei bei und du den Speck!» Das Huhn macht eine Spende. Eine Spende ist zwar etwas, aber grundsätzlich behält man seine Freiheit und Sicherheit. Das Schwein hingegen bringt ein Opfer dar. Ein Opfer bedeutet, dass es einen einschränkt. Es kostet einiges – im Fall des Schweins sogar das Leben. Bei einer Spende bin ich zwar beteiligt, aber es kostet mich wesentlich weniger als ein Opfer. Wie willst du mit deinem Besitz umgehen?
Das Thema der Habgier ist nichts Neues. Wie ging denn die Kirche damit um? Die mittelalterliche Kirche verbot den Wucher – übermässige Zinsen – und drohte bei Vergehen mit dem Ausschluss aus der Kirche. Auch die beiden grossen Schweizer Reformatoren äusserten sich dazu. Zwingli sagte beispielsweise: «Wer sein Herz an das Geld hängt, verschliesst die Tür zu Gottes Reich» (Huldrych Zwingli). Im sogenannten Brief an Diognet aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus ist Folgendes überliefert: «Sie heiraten wie alle, sie zeugen Kinder, aber sie werfen die Neugeborenen nicht weg. Sie haben gemeinsam das Mahl, aber nicht das Bett. Sie leben im Fleisch, aber nicht nach dem Fleisch. Sie weilen auf Erden, aber ihr Bürgerrecht ist im Himmel. Sie gehorchen den bestehenden Gesetzen, und durch ihr Leben übertreffen sie die Gesetze» Jesusnachfolger waren grosszügig mit ihrem Besitz, aber zurückhaltend mit ihrer Sexualität. Heute ist es umgekehrt. Wir sind grosszügig mit unserer Sexualität und zurückhaltend mit unserem Besitz.
Es geht im Kern darum, Jesus Christus als den tragfähigeren Boden zu erkennen als alles andere. «Wahrer Glaube und die Fähigkeit, mit wenigem zufrieden zu sein, sind tatsächlich ein grosser Reichtum» (1. Timotheus 6,6 NLB). Daher geht es darum, sich bewusst Grenzen zu setzen. Wir Menschen leben heute in einer entgrenzten Welt. Gerne möchte ich hierzu ein Zitat aus der Idea vom 15. Oktober 2025 wiedergeben: «Wer Sinn im Leben hat, lebt gelassener. Wer weiss, dass diese Welt nicht das Letzte ist, sondern nur das Vorletzte, kann ruhig schlafen. Wer angekommen ist – bei Gott und damit bei sich selbst –, hat einen inneren Anker; der hält. Was unserer Welt fehlt und was der Glaube zu bieten hat, sind: Liebe, Vergebung, Gnade und Hoffnung. Vor allem auch Dankbarkeit für das, was man hat. Dankbarkeit macht glücklich, gesund und ausgeglichen» (Stephan Holthaus).
Habgier kurieren
Wie kuriere ich nun diesen Drang in mir, immer mehr haben zu wollen? «We limit the number of our possessions, expenses, occupations and social obligations so that we are free to live with joy in the Kingdom of Jesus» (John Mark Comer). Paulus schreibt an Timotheus über die Wohlhabenden in seiner Gemeinde: «Fordere sie auf, ihr Geld zu nutzen, um Gutes zu tun. Sie sollen reich an guten Taten sein, die Bedürftigen grosszügig unterstützen und immer bereit sein, mit anderen zu teilen, was Gott ihnen gegeben hat. Auf diese Weise legen sie mit ihrem Besitz ein gutes Fundament für die Zukunft, um das wahre Leben zu ergreifen» (1. Timotheus 6,18 NLB).
Was machen wir mit solchen Aussagen? Einer der bedeutendsten deutschen Theologen seit Martin Luther sagt, dass an Jesus glauben und ihm gehorchen zusammengehören: «Nur der Glaubende ist gehorsam, und nur der Gehorsame glaubt» (Dietrich Bonhoeffer). Was Gehorsam ist, lerne ich darin, dass ich einfach einmal gehorsam bin – nicht im Fragen. Im Gehorsamsschritt erkenne ich die Wahrheit der Aussage. Wie findest du also heraus, ob du an deinem Besitz hängst? Indem du ihn teilst! Der Schlüssel, um davon frei zu werden, ist: Geben, geben, geben. Paulus schreibt, dass Gott einen fröhlichen Geber liebhat. Aber dies soll nicht als Ausrede für Egoismus dienen. Denn Paulus ruft mit diesen Worten zu einer Geldsammlung auf. Der anschliessende Vers ist ebenso wichtig: «Er wird euch grosszügig mit allem versorgen, was ihr braucht. Ihr werdet haben, was ihr braucht, und ihr werdet sogar noch etwas übrig behalten, das ihr mit anderen teilen könnt» (2. Korinther 9,8 NLB).
Noch ein paar unvollständige Gedanken und Anregungen dazu: Es wird nie der Tag kommen, an dem Gott sagen wird: Ich wünschte, du hättest mehr für dich behalten! Es gilt, uns zu begrenzen. Denn unser Herz will immer mehr. Auf was könnte ich verzichten und es zum Beispiel ausleihen? Dies wiederum setzt Finanzen, Zeit und Sorgen frei. Diese Serie über «Besitz & Glaube» ist eng verknüpft mit derjenigen über «Arbeit & Glaube». Geld ist auch dort oftmals ein treibender Motivator. Viele bleiben im Job wegen des guten Gehalts. Einige halten den Ruhetag nicht ein. Dabei wäre dieser eine gute Möglichkeit, sich zu begrenzen. Denn der Sabbat reduziert freiwillig den Profit. Häufig leben wir in unserer Arbeitswelt abgeschnitten vom restlichen Leben. Und das wiederum hat Auswirkungen auf unser Leben. Ganz grundsätzlich lässt sich sagen, dass wir uns immer nach oben orientieren. Weshalb nicht nach unten? Beim Befassen mit Geld muss auch gesagt werden, dass Sparen nicht besser ist als Ausgeben. Beim Sparen besteht die Gefahr, auf meinen Besitz zu vertrauen, und beim Konsum bestimmt mein Besitz meine Identität. Als Jesusnachfolger bin ich aufgefordert, grosszügig zu sein gegenüber denen, die nichts zurückgeben können (Lukas 6,27–39).
Klingen diese Dinge radikal? Oder ist es Gehorsam gegenüber Gott und seiner Einladung, ihm zu folgen? Ich persönlich möchte nicht den Schatz verpassen, weil ich mich mit irdischem Plunder zufriedengebe. Denn die Art und Weise, wie wir mit unserem Besitz umgehen, zeigt viel darüber, wo unser Herz ist. Um bereits auf nächsten Sonntag anzuspielen: Was ist ein Kennzeichen eines Jesusnachfolgers? Das Herz ist im Himmel – und die Schätze sind dort angelegt.
Zu guter Letzt beenden wir auch diese Predigt wieder mit dem Gebet: «Lord, show my heart what is important to your heart.» Er möge dir zeigen, was für dich der nächste Schritt ist.
Possible questions for the small group
Bibeltext lesen: Lukas 12,13–21
- Wo zeigt sich Habgier in meinem Alltag? In welchen Bereichen meines Lebens merke ich das Verlangen nach «nur noch ein bisschen mehr» – sei es Besitz, Komfort, Anerkennung oder Sicherheit? Und wie zeigt sich Unzufriedenheit über das, was ich bereits habe?
- Was nimmt mein Herz gefangen? Welche materiellen Dinge lösen bei mir Sorgen aus? Woran merke ich, dass ich mich eher auf meinen Besitz als auf Gott verlasse?
- Spende oder Opfer? Wo in meinem Leben gebe ich nur «vom Überfluss»? Und wie könnte ein echtes Opfer aussehen, das meinen Lebensstil verändert und meine Nachfolge praktischer macht?
- Grenzen setzen – wo bin ich entgrenzt? Bei welchen Dingen (Besitz, Freizeitaktivitäten, Abos, Anschaffungen, Verpflichtungen) wäre es für mich heilsam, bewusst Grenzen zu setzen oder zu reduzieren, um mehr Freiheit für Gottes Reich zu erhalten?
- Grosszügigkeit als Heilmittel: Welche konkreten Schritte der Grosszügigkeit könnten mir helfen, mein Herz vom Besitz zu lösen? Gibt es Menschen oder Organisationen, die ich unterstützen könnte – nicht aus Pflicht, sondern aus Freude?
- Was zeigt mein Umgang mit Besitz über mein Herz? Wenn jemand nur meinen Umgang mit Geld und Besitz beobachten würde – ohne ein Wort zu hören –, was würde diese Person über meine Prioritäten und meine Beziehung zu Jesus erkennen?
